So kassierten Petrikovics und Co. ab

So kassierten Petrikovics und Co. ab
Gutachter der Staatsanwaltschaft ortet angeblichen Millionen-Schaden – Vorwürfe bestritten.

In das weitläufige Ermittlungsverfahren gegen die frühere Führung von Immofinanz- und Constantia Privatbank unter Karl Petrikovics wegen Untreue-Verdachts kommt Bewegung. Staatsanwalt Volkert Sackmann hat nun das neunte Gutachten des Sachverständigen Gerhard Altenberger vorliegen. Der Experte untersuchte für die Anklagebehörde die Höhe der Gehälter, Prämien, Gewinnbeteiligungen und Urlaubsablösen, die die früheren Vorstände der Constantia Privatbank Karl Petrikovics, Norbert Gertner und Karl Arco in den Jahren 2004 bis 2008 kassierten. Zur Erinnerung: Petrikovics und Gertner saßen auch im Vorstand der börsennotierten Immofinanz und ihrer Schwester Immoeast.

70 Millionen Euro

So kassierten Petrikovics und Co. ab
APA11097640-2 - 22012013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0077 WI - Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics am Dienstag, 22. Jänner 2013, vor Beginn des Prozesses wegen Untreue und "Bildung einer kriminellen Vereinigung" am Landesgericht Wien. Es geht um Aktienoptionsgeschäfte, mit denen sich die früheren Immofinanz-Manager laut Anklage ohne Zustimmung des Aufsichtsrats auf Kosten des Unternehmens bereichert haben sollen. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Laut Gutachten verdiente sich das Trio eine goldene Nase. Insgesamt 70,14 Millionen Euro streiften sie in fünf Jahren ein. Den Großteil, 37 Millionen Euro, cashte Petrikovics ab. Er war mit zehn Prozent, die beiden anderen Manager (ab 2006) mit 4,5 Prozent am Gewinn der Bank beteiligt. Sie kassierten zwar die Gehälter von der Constantia Privatbank, aber de facto sei das Geld über die Managementverträge von der Immofinanz und Immoeast geflossen. Durch diese Konstruktion seien die Vorstandsbezüge einer internen Kontrolle der Aufsichtsorgane der Immofirmen entzogen worden, meint Altenberger.

Außerdem sollen die Banker zu viel kassiert haben. So seien 2007 und 2008 erforderliche Abwertungen bei Tochterfirmen nicht vorgenommen und Kursverluste nicht ausgewiesen worden, so der Gutachter. Wären diese aber abgewertet worden, wären keine Gewinnausschüttungen möglich gewesen.

"So ist ein Schaden in Höhe von 16,82 Millionen Euro bei der Gewinnbeteiligungen 2007 der Vorstände und von 33 Millionen Euro bei den Gewinnausschüttungen an die Aktionäre entstanden", behauptet Altenberger. Die Vorwürfe werden bestritten.

"Der Gewinn der Bank bestand überwiegend aus den Managementgebühren, die die Immofinanz abführte", bestätigt Josef Mayer, Chefjurist der heutigen Immofinanz AG. "Die Bank hätte diese horrenden Gehälter nie erwirtschaften und sich nie im Leben leisten können." Der eigentliche Skandal sei, so Mayer, dass Petrikovics & Co. aufgrund des Anlagevolumens entlohnt wurden. "Je teurer die Immofinanz Immobilien einkaufte, desto höher fiel das Management-Entgelt, somit der Gewinn der Bank und die Gewinnbeteiligung der Vorstände aus", sagt Mayer.

Gutachten fehlerhaft

"Ich halte das Gutachten für einseitig, fehlerhaft und für Stimmungsmache gegen meinen Mandanten", kontert Otto Dietrich, Verteidiger von Karl Petrikovics. "Ich kann für meinen Mandanten ausschließen, dass irgendetwas nicht korrekt war." Die vom Gutachter ins Spiel gebrachten Abwertungen hätten nicht vorgenommen werden müssen. Auch sei der Jahresabschluss 2007 von der Hauptversammlung der Bank abgesegnet und der Vorstand entlastet worden.

"Die Vorwürfe werden zurückgewiesen", sagt Norbert Wess, Verteidiger von Ex-Banker Gertner. "Selbst wenn man anders bilanzieren hätte müssen, ist die Firmenkonstruktion und sind die Ausschüttungen immer in Absprache mit den Eigentümern erfolgt." Auch Karl Arco erklärt: "Alle Zahlungen an mich waren vom Aufsichtsrat genehmigt."

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