Als neuer CEO von Ainsworth Game Technology.
Dabei bleibt Neumann allerdings Novomatic verbunden, die Niederösterreicher erwarben 2016 die Mehrheit am börsenotierten Konkurrenten Ainsworth, um rund 300 Millionen Euro, bis dato das größte Investment eines österreichischen Unternehmens in Australien.
Die Zentrale des internationalen Geräte- und Software-Lieferanten für die Glücksspielindustrie ist zwar in Australien und Neumann jobbte im Rahmen seiner Vertragsauflösung bei Novomatic zeitweise in Sidney. Doch das große Asset von Ainsworth sind die zahlreichen Lizenzen in den USA, der Grund, warum sich Novomatic einkaufte. Der Deal ging aber nicht auf, hohe Wertberichtigungen waren notwendig. Wegen des starken Fokus auf die USA und Lateinamerika hat der neue Ainsworth-Chef Neumann jetzt als Dienstort Las Vegas und soll von dort aus das Unternehmen sanieren.
Was sagt die Justiz?
Stellt sich die Frage, darf ein Beschuldigter das überhaupt und wie ist das mit der Fluchtgefahr?
„Bei komplexen und langwierigen Ermittlungsverfahren ist es nicht außergewöhnlich, wenn jemand seinen beruflichen Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegt“, erklärt Neumann-Anwalt Norbert Wess. Sein Mandant habe nach wie vor seinen privaten Lebensmittelpunkt in Österreich, „alleine schon wegen seiner Kinder. Selbstverständlich steht er der Justiz zur Verfügung“.
„Liegen keine Haftgründe vor und keine Anhaltspunkte, dass sich jemand einem Strafverfahren entzieht, darf er sich im Ausland aufhalten“, erklärt WKStA-Oberstaatsanwältin Elisabeth Täubl grundsätzlich. Eine Meldung an die Justiz sei nicht notwendig.
Neumann, 60, ist nicht der einzige aus der Runde der zahlreichen Beschuldigten, der Österreich den Rücken kehrt. Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid hält sich beruflich viel in Amsterdam auf, hört man aus Aufsichtsratskreisen der Staatsholding. Seine Chats hätten beinahe die Regierung gesprengt und bedeuteten das Ende für Türkis, der 46-Jährige wurde der Buhmann des ganzen Landes. Nach seinen Manager-Qualitäten fragte niemand mehr.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz hat seinen beruflichen Lebensmittelpunkt bekanntlich nach San Francisco verlegt, als „Global Strategist“ beim deutschstämmigen US-Investor und Trump-Freund Peter Thiel.
Managern und Politikern, die derart im Fokus der Öffentlichkeit stehen, bleibt nichts anderes übrig, als ins Ausland zu gehen, lautet der Tenor in Wirtschaftskreisen und unter den Headhuntern. Unabhängig von den beruflichen Qualitäten.
„Selbst wenn jemand einen Job in Österreich bekäme, wird er ihn eher nicht annehmen“, meint Othmar Hill, Management-Berater und Wirtschaftspsychologe. Das wäre weder für das Unternehmen noch für den Betroffenen empfehlenswert.
Auch wenn jemand noch lange nicht verurteilt sei und man die Vorwürfe „überhaupt nicht beurteilen kann, hat er in Österreich den Nimbus eines Straftäters. Stellen Sie sich diese unangenehme gesellschaftliche und berufliche Situation vor, das Gerede und die Blicke“.
Müsste schon ein sehr abgebrühtes Unternehmen sein, dem das alles egal ist, schätzt Hill. „Die Kunden reden einen doch darauf an, so was funktioniert selten“. Beruflich sei es im Ausland wesentlich leichter, „ich verstehe gut, wenn sich jemand innerlich verabschiedet“. Daher sein Rat: „Möglichst weit weg“.
andrea.hodoschek@kurier.at
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