Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die geplante kontrollierte Freigabe von Cannabis vor der erwarteten Bundestags-Abstimmung gegen Kritik verteidigt. "Wir dürfen hoffen, dass wir mit diesem Gesetz zwei Drittel des Schwarzmarktes beenden können", sagte der SPD-Politiker am Dienstag im Deutschlandfunk.
An den Plänen gibt es breite Kritik von Medizinverbänden sowie unter anderem auch von Innenpolitikern der SPD und den Innenministern der Länder. Lauterbach sagte, es sei auch bei Gegnern der Reform nicht strittig, dass die jetzige Politik gescheitert sei. Gerade Jüngere konsumierten im Moment zunehmend. "Wir überlassen die jungen Leute jetzt also in einer Tabuzone dem Schwarzmarkt." Es gehe nicht darum, neue Konsumenten zu finden. "Sondern die 18- bis 25-Jährigen, die jetzt konsumieren, die wollen wir einfach sicherer konsumieren lassen." Lauterbach sagte, das Gesetz werde durch den Bundestag gehen.
Anleger in Deutschland haben schon lange auf die Freigabe gehofft und haben sich einen Kurssprung bei entsprechenden Anbietern erwartet. Dieser trat auch ein. Die Aktien der Münchener SynBiotic legten um 30 Prozent zu, die von Cantourage aus Berlin gewannen 34 Prozent. Die Rekordhochs der beiden noch recht jungen Unternehmen liegen aber nach wie vor in weiter Ferne. Beide hatten es jeweils kurz nach ihren Börsengängen erreicht: SynBiotic bei 42 Euro im November 2021 und Cantourage bei 40 Euro im November 2022. Dann aber ging es rapide bergab - für SynBiotic bis auf ein Rekordtief von 2,86 Euro im Dezember 2023 und für Cantourage auf 5,86 Euro im Januar 2024. Jetzt sind es 7 bzw. 8 Euro – also noch viel Luft nach oben. Händler sehen die Papiere als Spekulationsobjekte und die Marktkapitalisierung ist auch zu gering.
Wie sich ein Kurs verzehnfacht
Auch in Deutschland vertreten ist der kanadische Anbieter Aurora Cannabis. Doch dessen Kurs geht es noch schlechter. Minus 7 Prozent heuer, seit einem Jahr minus 52 Prozent, war seit knapp einem Jahr mit einer kurzen Ausnahme ein Penny Stock. Im letzten Geschäftsquartal hat das Unternehmen einen Verlust von 25,2 Millionen US-Dollar eingefahren. Damit reduzierte sich das Minus im Vorjahresvergleich, da waren es noch 47,71 Millionen. Am Dienstag verzehnfachte sich der Kurs plötzlich. Was war geschehen?
Das Unternehmen bediente sich eines Tricks. Es führte einen so genannten Reverse Split durch. Das ist das Gegenteil eines Aktiensplits. Ziel ist es, der Aktie wieder zu mehr Gewicht zu verhelfen, indem man mehrere Stück zu einem zusammenfasst. Hintergrund war ein drohendes Delisting von der Börse, da laut Nasdaq-Regeln der Kurs nicht längere Zeit unter 1 Dollar notieren darf.
Nur unwesentlich besser geht es dem kanadischen Konkurrenten Canopy Growth. Der Titel verlor seit Jahresbeginn 23 Prozent, seit einem Jahr es sind es 85 Prozent. Alleine im dritten Quartal lag der Verlust bei 230 Millionen Dollar. Im Fall von Canopy Growth gab es ebenfalls vor kurzem einen Reverse Split im Verhältnis von 10:1.
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