An der Spitze der FMB-Gesellschaften werkte seit 2017 ein tüchtiger jüngerer Manager, Andreas Reiner. Nach Stationen bei Hofer und den ÖBB landete der Karriere-Burgenländer als Wirtschaftsreferent im Kabinett des damaligen Landeshauptmannes Hans Niessl. Dann Prokurist der Landesholding Burgenland (der Mutter der LIB) und schließlich der Wechsel in den Reinigungsdienst. Daneben etliche Aufsichtsratsjobs im Umfeld des Landes.
Als Käufer der (mittlerweile auf das Privatgeschäft abgeschlankten) FMB trat der Herr Papa auf, ein pensionierter Raiffeisen-Direktor. Man dürfte sich ziemlich sicher gewesen sein, den Zuschlag zu erhalten. Bereits ab September 2020 begann der Aufbau einer Firmenkonstruktion und der F. Reiner Holding. Der Junior schied zu diesem Zeitpunkt als Chef der FMB aus.
Am 30. Dezember wurde der Deal unterschrieben. Laut Kaufvertrag berechnete sich der Preis für das Unternehmen aus dem Stammkapital (35.000 Euro) und dem Bilanzgewinn für das Geschäftsjahr 2019 (siehe Faksimile unten rechts), in Summe rund 180.000 Euro. Der Gewinn verblieb in der FMB, das Land verzichtete auf eine Ausschüttung.
Der Kaufpreis sei viel zu niedrig, kritisieren Experten. Alleine das Eigenkapital machte mehr als eine halbe Million Euro aus. Die FMB wies zum Stichtag 29. Dezember 2020 bei der Hypo-Bank Burgenland liquide Mittel über 152.000 Euro aus. Abzüglich der Verbindlichkeiten ergibt sich laut Bilanz 2019 ein Unternehmenswert vom Doppelten des Kaufpreises.
Andreas Reiner wollte sowohl den Kaufpreis als auch das Ausschreibungsverfahren gegenüber dem KURIER nicht kommentieren. Von der Verkäuferin LIB war mehr zu erfahren. Bedingung für den Verkauf seien der Erhalt der Arbeitsplätze sowie der bestmögliche Preis gewesen, erklärt LIB-Sprecher Leo Szemeliker.
Eine offene Ausschreibung gab es allerdings nicht. EY klopfte nur bei sechs potenziellen Interessenten an. Die Reiners seien Bestbieter gewesen, beteuert Szemeliker, und erhielten den Zuschlag.
Die ursprüngliche Unternehmensbewertung wurde offenbar nach unten korrigiert. Da das Reinigungsunternehmen nicht mehr in die große Landesgesellschaft LIB eingebunden war, hätten beispielsweise die Kosten neu berechnet werden müssen, wird argumentiert. Doch warum sich aus diesem Grund auch die Auftragslage verschlechtern sollte, ist nicht schlüssig. Hatte EY potenziellen Investoren doch kurz zuvor noch von Kosteneinsparungen und einem vollen Auftragsbuch vorgeschwärmt.
Der Deal ging auch durch den LIB-Aufsichtsrat, präsidiert von SPÖ-Landesrat Heinrich Dorner. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Aufsichtsratschef der LIB-Mutter Landesholding, habe keinen Einfluss auf den Verkauf genommen, versichert sein Büro. Man achte grundsätzlich immer darauf, dass „ein Verkaufspreis auf Grund von Gutachten wirtschaftlich darstellbar ist“.
Der fleißige Andreas Reiner ist seit Jahresbeginn nicht nur (wieder) Geschäftsführer der in FMB Reiner GmbH umbenannten Reinigungsfirma. Er steht auch wieder im Sold des Landes, als Teilzeitkraft in der Stabsstelle Präsidium. Reiner kommt ursprünglich aus dem Landesdienst. Wie er beide Jobs unter einen Hut bringt? „Ich arbeite viel nachts und an den Wochenenden.“
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