Mehr Bücherinseln
Um den Buchabsatz anzukurbeln, setzt Thalia nach dem Vorbild von Tchibo seit ein paar Jahren auf Kooperationen mit anderen Händlern. In Österreich wurde vor drei Jahren mit eigenen „Bücherinseln“ bei ausgewählten Interspar-Filialen begonnen. Heumann ist mit der Spar-Kooperation „sehr zufrieden“. Zu den bestehenden acht Standorten mit Thalia-Bücherinseln sollen daher weitere vier dazukommen. Es habe sich gezeigt, dass die Umsätze dort nicht zulasten jener in den Thalia-Filialen gehen, erklärt die Chefin. Sie kann sich vorstellen, das Shop-im-Shop-Prinzip auch auf Billa-, Billaplus oder Bipa-Filialen auszudehnen. „Wir konzentrieren uns jetzt einmal auf Spar, aber in ein paar Jahren, warum nicht?“
Vorbild ist Deutschland, wo Thalia derzeit in mehr als 800 Rewe-Märkten einzieht. Auch mit Rossmann und Edeka wird kooperiert. Mit „Thalia Retail Concept“ wurde sogar ein eigener Geschäftszweig im Unternehmen geschaffen. „Ich kann mir vieles auch für Österreich vorstellen“, zeigt sich Heumann offen für Partnerschaften.
48 eigene Geschäfte
Thalia ist derzeit mit 48 eigenen Filialen in Österreich präsent, weitere sollen noch hinzukommen. Potenzial sieht Heumann vor allem in kleineren Städten wie zuletzt in Spittal/Drau. „Wir brauchen stationäre Sichtbarkeit, weil das für das Gesamtkonzept wichtig ist. Dort, wo wir stationäre Läden haben, haben wir auch bessere Online-Umsätze“, erläutert sie. Auch die jüngere, digitale Zielgruppe treffe sich gerne in der Buchhandlung. „In diesem Bereich hat Tiktok einen positiven Einfluss.“
Den Vorwurf, dass Thalia durch seine Marktmacht kleinere, inhabergeführte Buchhandlungen verdränge, lässt Heumann nicht gelten. „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, kleinere Buchhandlungen zu verdrängen. Da machen viele einen tollen Job. Wir können auch nebeneinander existieren.“
Mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr zeigt sich Heumann „äußerst zufrieden“. Beim Buch, das noch immer rund 70 Prozent des Umsatzes ausmacht, gebe es keine Kaufzurückhaltung. Lesetrend bei den Jüngeren seien fremdsprachige Bücher, während bei den Älteren Lebenshilfe-Bücher boomen. Wenn gespart werde, dann eher bei Deko- und Geschenkartikeln. Das Gefühl der Sortimentserweiterung täusche etwas, meint sie. „Wir weiten den Nicht-Buch-Bereich mit Ausnahme von Spielwaren nicht mehr aus, unsere Kernkompetenz bleibt das Buch.“
Offener Sonntag unnötig
Keinen Bedarf hat die Thalia-Chefin an einer Ausweitung der Sonntagsöffnung. Stattdessen sollten die Einkaufszentren flexiblere Öffnungszeiten ermöglichen. Im Sommer, wenn die meisten Menschen auf Urlaub sind, mache es einfach keinen Sinn, bis 21 Uhr offen zu halten, nennt sie ein Beispiel.
Thalia beschäftigt rund 800 Mitarbeitende in Österreich, 80 Prozent davon sind Frauen, die meisten arbeiten in Teilzeit. 70 Prozent der Führungskräfte sind weiblich.
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