Brisante Millionen-Pleite einer Schlosserei

Zweite Pleite führt zur Unternehmensschließung
Firma musste angeblich hohe Strafen wegen Arbeitszeit-Überschreitungen und Arbeitsunfällen zahlen.

Über das Vermögen von Alois Josef Pointinger, Inhaber des Einzelunternehmens "Industriemontagen und Personalleasing", mit Sitz im oberösterreichischen Schlüßlberg(Gewerbepark 10), wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Firmeninhaber Pointinger will den Betrieb fortführen. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände KSV1870 und Creditreform dem KURIER. 53 Arbeitsplätze sind von der Pleite betroffen. Betriebsrat gibt es aber keinen.

Das Unternehmen wurde 1990 gegründet und ist in den Branchen Personalleasing und Schlosserei tätig. Seit der Wirtschaftskrise 2009/2010 litt die Firma an „einem wirtschaftlichen Rückgang“.

Mutmaßliche Fehl-Investitionen

„Von den Kunden wurden zahlreiche Aufträge versprochen“, heißt es im Insolvenzantrag. „Der Antragsteller tätigte in weitere Folge Investitionen, die sich aber nicht als rentabel herausstellten.“ Nachsatz: „Hinzu kommt, dass der Antragsteller Dienstnehmer über den Winter ‚mitfinanzierte‘, sodass diesbezüglich ein Ergebnisrückgang eintrat.“

Rund 60 Prozent der Aufträge wickelt die Schlosserei, 40 Prozent der Bereich Personalbereitstellungen ab. Letztere Sparte leistet auch Arbeiten am Bau.

Zwischen 2012 und 2014 wurden Umsatzerlöse zwischen 4,6 Millionen und 5 Millionen Euro erzielt. Die Gewinne zwischen 38.000 und 94.000 Euro wurden von den Verlusten aufgezehrt. Bereits 2014 hatte der Betrieb ein negatives Eigenkapital in Höhe von 782.600 Euro.

"Nichts von Exekution gewusst"

"Die Überschuldung lässt sich mit wirtschaftlich vernünftigen Mitteln nicht beseitigen", heißt es weiter. „Pointinger hat mit dem Finanzamt und der Gebietskrankenkasse OÖ Ratenvereinbarungen abgeschlossen, die Kreditlinien wurden ständig ausgeweitet."

Seitens der Gebietskrankenkasse wurde im Juni 2015 bereits eine gerichtliche Exekution eingeleitet, die dem Firmeninhaber, Jahrgang 1965, laut Antrag erst am 23. Oktober 2015 zur Kenntnis gebracht worden sein soll. Daraufhin wurde eine Zahlung in Höhe von 45.000 Euro geleistet.

"Hohe Strafen für Arbeitsfälle"

"Gründe für die Zahlungsunfähigkeit sind hohe Strafen für Arbeitszeitüberschreitungen, hohe Strafen für Arbeitsunfälle, Prozesse wegen Schadenersatzforderungen und vor allem die hohen Fixkosten der Angestellten", heißt es im Antrag weiter. "Ein weiterer Grund für die Insolvenz ist die Tatsache, dass Alois Pointinger eine Versehrtenrente bezieht, und es ihm selbst nicht mehr möglich ist, Arbeiten zu tätigen, weshalb er sich einen 'Werkstättenmeister' leisten muss."

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 2,367 Millionen Euro, davon entfallen eine Million Euro auf Banken, 600.000 Euro auf die Dienstnehmer, 370.000 Euro auf das Finanzamt und 350.000 Euro sind bei der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (GKK) offen. Je 20.000 Euro fordern Lieferanten und die Bauarbeiter-Urlaubs-und-Abfertigungskasse (BUAK). Die offenen Forderungen gegen Kunden (180.000 Euro) und Liegenschaften sind angeblich an Banken verpfändet.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 851.000 Euro beziffert, davon entfallen 321.000 Euro auf ein Grundstück (100.000 Euro), ein Gebäude (100.000 Euro), Maschinen (10.000 Euro), die Büroeinrichtung (1000 Euro), Fahrzeuge (10.000 Euro) und Versicherungen (100.000 Euro). Weitere 180.000 Euro entfallen auf offene Kundenforderungen und 350.000 Euro auf eine private Liegenschaft. Letztere beiden Vermögenswerte sind angeblich verpfändet. Ein Großteil der Pkw ist aber geleast.

Insgesamt sind vier Liegenschaften vorhanden, die im Antrag "als Sondermasse" bezeichnet werden. "Es besteht eine pfandrechtliche Überbelastung", heißt es weiter.

Die Zukunft

Der Betrieb soll fortgeführt und die erste Teilquote (10 Prozent) soll aus der Fortführung erwirtschaftet werden. Ingesamt wird den Gläubigern eine Mindestquote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren angeboten: "Das Unternehmen kann profitabel geführt werden".

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