Brisante Anklage gegen mutmaßlichen Millionenbetrüger
Jahrelang wähnten rund 54.000 Anleger und Investoren - darunter Tausende Österreicher - ihr Geld auf der sicheren Seite. Denn sie investierten ihr Geld in Frachtcontainer, die vermietet wurden. Aus den Vermietungserlösen flossen lange auch gute Erträge zurück. Doch dann kam plötzlich das böse Erwachen. Die P& R Gruppe ging pleite. Im Mai 2018 informierte der Insolvenzverwalter die Betroffenen, dass von den angeblich 1,6 Millionen angekauften Containern eigentlich nur 618.000 Container existieren. Der mutmaßliche Trick: Gelder der neuen Anleger sollen für die Auszahlung bestehender Anleger verwendet worden sein.
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft München I die erste Anklage erhoben – eine Teilanklage. P&R-Gründer Heinz R. wird in 414 Fällen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges angeklagt, darunter in 88 Fällen "unter Verursachung eines Schadens großen Ausmaßes" und wegen des Verdachtes der Steuerhinterziehung in zwölf Fällen. Die 66 Seiten starke Anklageschrift gegen den Angeschuldigten, der in U-Haft sitzt, betrifft lediglich einen kleinen Teil der gesamten Anlagesumme der rund 54.000 betroffenen Anleger.
Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage von folgendem, vor Gericht Tatverdacht aus:
Heinz R. war von der Gründung 1975 bis 2007 sowie wieder seit Juli 2016 maßgeblich Verantwortlicher der P&R-Gruppe mit Sitz in Grünwald. Das Geschäftsmodell der P&R-Gruppe sah vor, Anlegern Frachtcontainer als Sachanlage zu verkaufen, die diese dann sofort wieder an P&R zurückvermieteten. P&R ihrerseits vermietete die Container an Leasinggesellschaften, die die Container an Reedereien verleasten. Nach Ablauf der Mietzeit kaufte die P&R die Container zu einem zuvor in Aussicht gestellten Rückkaufpreis von den Anlegern zurück und verwertete die Container bis zum Ablauf ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer als Anlageobjekt im Rahmen anderer Anlageangebote weiter.
Beginnend ab dem Jahr 2007 wurden durch die damaligen Verantwortlichen der P&R-Gruppe mehr Container an Anleger verkauft, als tatsächlich vorhanden waren. Da aber in der Folgezeit die mit dem Ist-Bestand erwirtschafteten Einnahmen nicht zur Bezahlung der auf den Soll-Bestand zu leistenden Zahlungen an die Anleger ausreichten, wurden im stetig steigendem Maße Gelder von Neuanlegern zur Auszahlung vermeintlicher Renditen an Bestandsanleger verwendet. Dadurch wuchs die Fehlbestandsquote kontinuierlich an und betrug beim Zusammenbruch der deutschen P&R-Gesellschaften im März 2018 mehr als 60 Prozent.
Alleine 268 Anleger um fast 18 Millionen Euro geschädigt
"Obwohl dem Angeschuldigten Heinz R. dieser Umstand bekannt war, schloss die P&R Transport-Container GmbH (TC) zum einen noch ab Februar 2017 mit jedenfalls 268 Anlegern insgesamt 414 Verträge über rund 27.000 gebrauchte Container", heißt es weiter. "Dabei wurden die Anleger auf Veranlassung des Angeschuldigten nach Auffassung der Staatsanwaltschaft bewusst nicht darüber aufgeklärt, dass das Investment durch den aus der aus dem Fehlbestand resultierenden desolaten finanziellen Situation der P&R-Gruppe insgesamt mit einem Ausfallrisiko von mindestens 50 Prozent behaftet war." Damit entstand jedenfalls diesen 268 Anlegern ein Schaden in Höhe von mindestens 17,98 Millionen Euro
Gegenstand der Anklage sind darüber hinaus Vorwürfe, die dem Steuergeheimnis unterliegen. Der Angeschuldigte hat sich bisher noch nicht umfassend zur Tat geäußert.
Über die Eröffnung des Strafprozessses gegen Heinz R. muss nun das Landgericht München entscheiden.
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