Verbote seien der falsche Weg. „Es ist wichtig, dass in alle Richtungen weiter entwickelt wird, weil wir heute noch nicht wissen, was die beste Lösung im Jahr 2050 ist“, so Weinwurm. „Dieselmotoren sind mittlerweile sehr sauber, man darf die Technologie nicht schlecht reden.“ Wichtiger wären alternative Treibstoffe wie etwa regenerative E-Fuels. „Das ist -neutral.“
Die Technologie der Zukunft könnte aber auch Wasserstoff, Ethanol oder die Brennstoffzelle sein. In die Elektromobilität habe Bosch in den vergangenen zehn Jahren fünf Mrd. Euro investiert.
Große Herausforderungen
E-Mobilität alleine sei jedenfalls nicht die Lösung, so Weinwurm. Zu groß seien noch die Herausforderungen hinsichtlich Reichweite, Batterie, Rohstoffe und grünem Strom zum Antrieb. „Atomstrom will niemand.“
Von der Politik wünscht er sich, dass sie den technologieoffenen Ansatz unterstützt. „Wir brauchen Zeit, den Wandel zu gestalten. Das kann nicht disruptiv über Verbote funktionieren.“ Ohne ehrgeizige Klimaziele werde es nicht gehen, gibt er zu, aber es müsse machbar bleiben.
Zudem gehe es auch um Arbeitsplätze. Für einen Elektromotor etwa benötigt Bosch 10 Mal weniger Mitarbeiter als für einen Dieselantrieb (für Benzin drei), da in E-Motoren sowohl die Komplexität als auch die Anzahl der verbauten Teile wesentlich geringer ist.
Am Ende des Tages sollte aus Weinwurms Sicht ohnehin der Konsument entscheiden können, welche Technologie er möchte. „Jeder hat andere Bedürfnisse und ein anderes Budget.“
Offen für alles
Für Bosch selbst sind alle Richtungen offen. „Wir können alle bedienen, wir haben auch bei elektrifizierten Antrieben eine gute Marktposition.“ In Österreich etwa finde sehr viel Entwicklungsarbeit dazu (und zu Wasserstoff) statt. An den Standorten Wien und Pasching etwa würden sogar bereits Zubehörteile für Wasserstofftankstellen entwickelt und gebaut, und in Bischofshofen der erste Kessel gefertigt, der mit 100 Prozent Wasserstoff laufen wird.
In Wien wiederum ist es gelungen, ein Entwicklungsprojekt im Bereich Cross Domain Computing anzusiedeln. Konkret gehe es darum, bestehenden und neuen Kunden künftig Fahrzeugelektronik und Software aus einer Hand zu bieten, da die Komplexität im Innenleben moderner Fahrzeuge stark zunimmt. Hier ist auch weiteres Wachstum am Standort geplant.
Weinwurm, der im Vorjahr zum Alleinvorstand in Österreich wurde, ist weiterhin Leiter der Bosch Thermotechnik Österreich. Auch dieser Bereich ist von den verschärften Umweltauflagen betroffen. „Das Verbot von Ölheizungen trifft uns. Da sind wir Marktführer.“ Aber auch hier relativiert Weinwurm. „Bis auf Biomasse haben wir bezüglich Heizen alles im Programm.“
Und ebenso spricht er sich in diesem Bereich gegen weitere Verbote aus. „Ein Verbot von Gasheizungen ist nicht richtig und wird auch kurzfristig nicht funktionieren.“ Die richtige Frage sei, wie Thermen künftig betrieben werden – aus seiner Sicht mit grünem Gas oder Wasserstoff. Der Einbau von Wärmepumpen im Stadtgebiet Wien ist technisch schwer realisierbar. Und Fernwärme sei auch nicht für alle Haushalte möglich. „Und sie wird auch teilweise mit fossilem Gas betrieben“, hält Weinwurm fest.
Kommentare