Borealis im Clinch mit finnischen Steuerbehörden

Borealis im Clinch mit finnischen Steuerbehörden
Wiener Kunststoff-Konzern soll in Finnland fast 282 Mio. Euro Steuer nachzahlen, Borealis wird ein Rechtsmittel dagegen einlegen.

Dem Wiener Borealis-Konzern (6400 Mitarbeiter, 8,14 Milliarden Euro Umsatz) droht in Finnland ein hohe Steuernachzahlung. Wie der Konzern, der Kunststoffe, Basischemikalien und Planzennährstoffe (Kunstdünger) herstellt, mitteilt, haben die finnischen Steuerbehörden der Tochterfirma Borealis Technology Oy für das Jahr 2008 "einen zusätzlichen Abgabenbetrag in Höhe von rund 281,7 Millionen Euro vorgeschrieben". Es handelt sich dabei vor allem um erhöhte Steuern und Verzugszinsen.

"Borealis und die finnische Steuerverwaltung sind unterschiedlicher Meinung, was diese Entscheidung anbelangt", erklärt die Borealis-Sprecherin Virginia Mesicek auf Anfrage des KURIER. "Es geht hierbei nicht um das in Finnland nicht anerkannte Gruppenbesteuerungsgesetz, sondern darum, ob Borealis Technology Oy für Borealis‘ proprietäre Borstar® Technologie ein Licencing Agreement abgeschlossen, oder diese Technologie an die Borealis AG verkauft hat." Die finnischen Steuerbehörden sind laut Borealis der Ansicht, dass diese Technologie verkauft wurde, der Konzern beharrt hingegen darauf, dass die patentierte Technologie lizenziert wurde.

Steuerbescheid wird angefochten

Der österreichische Chemie-Konzern wird den Steuerbescheid anfechten. „Borealis erachtet diese Entscheidung als ungerechtfertigt und wird dagegen Rechtsmittel beim zuständigen Board of Adjustment in Finnland einlegen“, heißt es in einer Stellungnahme der Wiener Konzern-Zentrale. „Darüber hinaus wird Borealis die Aussetzung der Zahlung bis zur endgültigen Entscheidung beantragen.“

Zugleich stellt der Kunststoff-Produzent fest, dass „der geforderte Betrag keine wesentliche negative Auswirkung auf den Geschäftsbetrieb von Borealis, einschließlich der Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen, hätte, falls er tatsächlich rechtswirksam fällig werden würde. "Die Borealis-Unternehmensgruppe ist stark genug aufgestellt, um die Zahlung des geforderten Betrags, wenn fällig, zu verkraften", so die Sprecherin weiter.

Management verwundert

„Borealis ist ein verantwortungsbewusstes Unternehmen und agiert stets in Übereinstimmung mit seinen hohen ethischen Standards“, erklärt Mark Tonkens, Borealis Chief Financial Officer (CFO). „Borealis entrichtet seine Steuern in Übereinstimmung mit den anzuwendenden gesetzlichen Bestimmungen und Prinzipien.“ Nachsatz: „Klare und konsistente Steuerprinzipien innerhalb der Europäischen Union werden von internationalen Unternehmen gebraucht, um Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in der Zukunft sicherzustellen.“

Der Konzern

Borealis setzte im Jahr 2013 rund 8,14 Milliarden Euro um, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 476 Millionen Euro. In mehr als 120 Ländern werden aktuellen etwa 6400 Mitarbeiter beschäftigt. Borealis steht zu 64 Prozent im Eigentum des OMV-Aktionärs International Petroleum Investment Company (IPIC), Abu Dhabi, die restlichen 36 Prozent der Anteile hält die OMV. Gemeinsam mit Borouge, einem Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), erstellt Borealis laut eigenen Angaben "Produkte und Dienstleistungen für Kunden auf der ganzen Welt".

In der Sparte Polyolefine (Polyethylen und Polypropylen) beliefern Borealis und Borouge Schlüsselindustrien im Bereich Infrastruktur, Automobile und anspruchsvolle Verpackungen. Borealis bietet auch eine breite Palette an Basischemikalien an: Melamin, Phenol, Aceton, Ethylen und Propylen. Rund sechs Millionen Tonnen werden heuer davon hergestellt. Zugleich produziert das Unternehmen rund 2,1 Millionen Tonnen Pflanzennährstoffe pro Jahr, per Ende 2014 soll die Herstellung auf mehr als fünf Millionen Tonnen steigen.

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