Börsenjahr 2016: Schlecht begonnen, dann gewonnen

Brasilien war heuer sehr sportlich unterwegs, der Wiener Aktienmarkt hat Frankfurt geschlagen.

Olympisch wie die Spiele waren heuer auch die Aktien in Brasilien. Für Anleger aus dem Euroraum ergibt sich als Jahresergebnis ein sattes Plus von gut 75 Prozent. In der Lokalwährung Real gerechnet ist der Leitindex der Börse in São Paulo "nur" um knapp 39 Prozent gestiegen. Den Rest hat – aus Sicht des Euroraums – die Aufwertung der brasilianischen Währung erledigt.

Der Währung Tribut zollen mussten Anleger, die etwa in London engagiert waren. Der britische Leitindex kletterte heuer zwar um 14 Prozent. Weil nach dem Brexit-Votum das britische Pfund rapid an Wert verlor, wurde aus dem Plus für Euro-Anleger ein Minus von zwei Prozent.

Börsenjahr 2016: Schlecht begonnen, dann gewonnen
Begonnen hat das Börsenjahr mit kräftigen Kursstürzen. Wegen schwacher Wirtschaftsdaten aus China kam die Angst auf, die Weltkonjunktur würde viel schlechter laufen als erhofft. An den chinesischen Festlandbörsen brachen die Kurse zeitweise derart stark ein, dass der Handel unterbrochen werden musste. Bis zum Frühling waren diese Verluste an den meisten Weltbörsen aber wieder wettgemacht.

Politische Börsen haben kurze Beine, lautet eine der vielen Börsenweisheiten. Heuer hatten sie ganz besonders kurze Beine. Die Briten, die für den EU-Austritt stimmten, die Amerikaner, die Donald Trump zu ihrem Präsidenten machten, die Italiener, die ihren Premier Matteo Renzi in die Wüste schickten – sie alle konnten höchstens für Schrecksekunden an den Aktienmärkten sorgen. Trump wurde an den Börsen sogar stürmisch begrüßt. Die versprochenen Steuersenkungen werden schließlich die Unternehmensgewinne auffetten – das wurde an den Aktienmärkten schon einmal vorweggenommen. Auch die riesigen Investitionsprogramme, die Trump plant, sind Öl für das Börsengetriebe.

Gutes Plus in Wien

Wie schon im Vorjahr konnte die Börse in Wien jene in Frankfurt schlagen. Der Wiener Leitindex ATX kann heuer ein Plus von 10,6 Prozent vorweisen. Inklusive der ausgeschütteten Dividenden ergibt das einen Jahresgewinn von 13,82 Prozent. Der Frankfurter DAX hat gerade einmal halb so viel geschafft.

Börsenjahr 2016: Schlecht begonnen, dann gewonnen
RBI-Aktienexperte Helge Rechberger traut dem ATX zu, dass er auch das kommende Jahr mit Gewinnen abschließen und den DAX erneut schlagen wird. Die Begründung: Nach mehreren Jahren mit Kursanstiegen sind Aktien großer Konzerne vergleichsweise teuer geworden, vor allem in den USA. Die Investoren haben sich daher auf die Suche nach Alternativen gemacht – und sie in Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen gefunden. Davon könne die Wiener Börse profitieren, sagt Rechberger. Denn selbst der heimische Riese OMV gilt im internationalen Vergleich nur als mittleres Unternehmen. Überhaupt sieht Rechberger noch Aufholpotenzial für europäische Börsen. Und auch der Aufschwung in Russland könnte weitergehen.

Trotz der positiven Prognosen lauern etliche Stolpersteine auf Anleger. So können schlechte Konjunkturnachrichten aus China immer wieder Kursbeben auslösen. In den Niederlanden, Frankreich und Deutschland wird 2017 gewählt, in Italien vielleicht auch. Auch zu rasche Zinserhöhungen in den USA zählt Aktienexperte Rechberger zu den möglichen Risiken. In einem steigenden Ölpreis sieht er dagegen keine Gefahr. Stark würde dieser ohnehin nicht anziehen.

Kommentare