Über Cernkos Blitz-Rücktritt bei der Bank Austria

Willi Cernko (59) führte die Bank sieben Jahre lang.
Enormer Frust bei Kunden und Mitarbeitern über rigiden Sparkurs.

Filialschließungen, Abbau Hunderter Mitarbeiter, sparen, sparen, sparen. 36 Euro Verlust schreibe die Bank Austria mit jedem normalen Privatkunden im Jahr, begründete Bank-Chef Willi Cernko im Spätherbst die harten Einschnitte.

Herbert E., langjähriger Kunde der Bank Austria, nahm Cernko beim Wort. Er kündigte sein Konto mit den Worten: "Ich trage meinen Verlust zur Konkurrenz. Das ist eine Win-win-Situation für die Bank Austria." Würden seinem Beispiel viele Kunden folgen, käme die Bank aus den Verlusten heraus und schädige gleichzeitig die anderen Banken, sagte Herr E. zum KURIER.

Nur ein paar Wochen schaute Cernko diesem Niedergang der Bank zu. Dann zog er vergangenen Freitag überraschend die Reißleine. Am Abend erklärte er im engsten Kreis seinen Rücktritt per Ende Februar. Die Aufsichtsräte, die wenige Stunden zuvor tagten, wussten nichts davon. Sie haben es im Laufe des Wochenendes erfahren.

Rasche Nachfolge

Über Cernkos Blitz-Rücktritt bei der Bank Austria
Intern muss der Blitz-Rücktritt Cernkos allerdings schon einige Zeit vorbereitet worden sein. Denn sein Nachfolger, Robert Zadrazil (45), stand sofort fest. Zadrazil arbeitet seit 2001 in der Bank Austria, wurde 2009 Vorstand der auf gut situierte Privatkunden spezialisierten Tochter Schoellerbank und ist seit Herbst 2011 im Vorstand der Bank Austria.

Dass Cernko den von der italienischen Mutter UniCredit favorisierten Verkauf des Privatkundengeschäfts abwenden und eine "Eigen-Sanierung" durchsetzen konnte, scheint wenig an seinem Frust über die von den Italienern getriebene Spar-Strategie geändert zu haben. Er stelle sich selbstverständlich immer die Frage, ob das das sei, was man mit vollem Herzblut unterstützen könne. Die Mutter UniCredit, die selbst in Problemen steckt, soll im Sommer des Vorjahres zwei Spar-Bereiche definiert haben: Leasing in Italien und Privatkunden in Österreich. Cernko habe dabei nicht viel mitzureden gehabt, erzählen Insider. Aus Sicht der Mailänder Mutter sei die Bank Austria eine Filiale der UniCredit. Dass sie in Österreich größte Bank des Landes ist, sei für die Italiener kein Thema. Allerdings wackeln auch bei den Italienern Spitzen-Jobs: Anfang Jänner erst ging Risiko-Vorstand Alessandro Decio, nun wird über den Abgang von UniCredit-Chef Federico Ghizzoni spekuliert.

Cernkos Vertrag läuft noch bis September 2018. Zu welchen Bedingungen er jetzt aussteigt, müsse er erst mit dem Aufsichtsrat verhandeln, heißt es in der Bank. Sein Jahreseinkommen dürfte sich auf gut eine Million Euro belaufen.

Abbau-Gespräche

Überrascht vom Rücktritt Cernkos wurde auch Betriebsrats-Chef Adolf Lehner. Er habe davon am Wochenende erfahren, sagte er zum KURIER. Für diese Woche war der Start der Verhandlungen über die Abbau-Schritte der Bank angesetzt. "Ich gehe davon aus, dass diese Gespräche nun Zadrazil führt", erklärt Lehner.

Eine Änderung der Strategie erwarte er nicht. Die UniCredit habe betont, dass die Richtungsentscheidung von Cernko im Dezember weiter gelte. 70 Filialen sollen demnach bis 2018 geschlossen und 300 Millionen Euro eingespart werden. Das Osteuropa-Geschäft wird bis Ende des Jahres nach Mailand übertragen. Lehner will, dass möglichst viele der 500 Beschäftigten im Ost-Kompetenzzentrum dennoch in Wien bleiben. Keine großen Probleme erwartet Lehner bei der Umstellung von rund 3000 Mitarbeitern vom Bank-eigenen Pensionssystem auf die ASVG.

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