Blick ins Jahr 2060: Chinesen reich wie Amerikaner

Die Armen der Zukunft sind nicht in der Dritten Welt zu finden, sondern unter den Bildungsverlierern.
OECD: Schwellenländer wachsen langsamer, holen aber weiter auf.

Wie sieht die Weltwirtschaft im Jahr 2060 aus? Ganz anders als heute, schenkt man den Experten der Industriestaaten-Organisation OECD in Paris Glauben.

Wachstum

Die Weltwirtschaft wird zwar in knapp 50 Jahren deutlich langsamer expandieren als heute: Das Wachstum schwäche sich von 3,6 Prozent (2010 bis 2020) auf 2,4 Prozent (2050 bis 2060) ab, erwartet die OECD. In absoluten Zahlen würde das aber einen gewaltigen Sprung bedeuten: Die Weltwirtschaftsleistung hätte sich innerhalb dieses halben Jahrhunderts gut vervierfacht.

Schwellenländer

Die Machtverhältnisse werden sich umkehren. Heute sind die reichen OECD-Länder für knapp die Hälfte der weltweiten Exporte verantwortlich, 2060 wird es nur ein Drittel sein. Dafür wird Chinas Wohlstand (gemessen als Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung) das heutige Niveau der USA erreichen, während Indien nur bis zur Hälfte aufschließt. Auch mit schwächeren Wachstumsraten wird sich die Schere zwischen armen und reichen Ländern weiter verringern, wodurch Millionen Menschen aus der Armut geholt werden.Neue Armut Dafür verschärft sich allerdings die Ungleichheit der Einkommen innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften dramatisch: Aufgrund der fortgeschrittenen Technologisierung gibt es für Bildungsverlierer immer seltener "einfache Jobs". Die Einkommen werden dann in Österreich (vor Steuern und Transfers) so ungleich verteilt sein, wie sie es heute schon in den USA sind.

Keine Zuwanderer

Das Argument, dass Migranten den Einheimischen Jobs wegnehmen könnten, wird dafür gleich doppelt obsolet: Es werde für Zuwanderer gar nicht mehr attraktiv sein, in die reicheren Länder zu ziehen, prophezeit die OECD. Dabei würden diese aufgrund der Alterung der Bevölkerung dringend Arbeitskräfte benötigen. Fällt nämlich die Zuwanderung als Ausgleichsfaktor aus, wird die erwerbstätige Bevölkerung der Eurozone 2060 um 20 Prozent und jene der USA um 15 Prozent geringer sein.

Budgets

Auf die Staaten kommen hohe Kosten zu: Ausgaben für Pensionen, Gesundheit und Bildung, aber auch ein Anstieg der Steuerflucht räumt die Kassen aus. Am schlimmsten trifft es das hochverschuldete Japan, gefolgt von Spanien, Slowenien, Irland und Korea. Österreich liegt unter dem OECD-Schnitt, aber vor Deutschland und der Schweiz.

Umweltschäden

Wird der Schadstoffausstoß nicht gesenkt, hat das katastrophale Folgen. Bis 2060 werde sich der Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 2010 verdoppeln. Am schlimmsten ist Süd(ost)asien betroffen, wo die Umweltschäden die Wirtschaftsleistung um gut 5 Prozent reduzieren. Für die Politik sieht OECD-Ökonom Rintaro Tamaki drei Herausforderungen: "Es gilt das Wachstum auf Dauer abzusichern, die steigende Ungleichheit der Einkommen zu bekämpfen und die Kosten des Klimawandels zu minimieren."

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