Bittere Pleite eines Kultbeisls am Naschmarkt
"Das Szenelokal "Schmauswaberl" hat eine mehr als 60 Jahre alte Tradition. Eines der Erfolgsrezepte dürfte sein, dass seit der Gründung augenscheinlich nichts an der Einrichtung und Ausstattung im Lokal verändert wurde", heißt es im Insolvenzantrag. "Bis in die 1980-er Jahre wurde traditionelle Wiener Küche serviert. Nach einem Brand waren die finanziellen Mittel für eine Renovierung nicht vorhanden und es werden seither nur noch Getränke verabreicht."
Über das Vermögen des Peter Balon, den Inhaber des Szenelokals "Schmauswaberl", wurde aufgrund eines Eigenantrages ein Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien eröffnet. Das bestätigt Venka Stojnic von Creditreform dem KURIER. Peter Balon ist seit 2019 Inhaber des Kultbeisl „Schmauswaberl“ am Wiener Naschmarkt, nachdem die Vorpächterin den Betrieb nach 57 Jahren abgab. Er beschäftigt vier Dienstnehmer.
Sanierung geplant
"Bis Anfang 2020 waren die Umsätze ausreichend, um gewinnbringend zu wirtschaften", heißt es im Antrag. "Das Kultlokal wurde weiterhin vor allem in den Nachtstunden und in den frühen Morgenstunden stark frequentiert." Nach den Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen folgte der nächste Schlag. Die Miete wurde vier Mal erhöht und die Energiekosten verdreifachten sich.
"Nach der Pandemie sank die Besucheranzahl und kam es letztendlich zur Insolvenz", heißt es weiter. "Es werden bereits Sanierungsmaßnahmen wie beispielsweise monatliche Veranstaltungen in Kooperation mit bekannten Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Anpassung der Öffnungszeiten, Überarbeitung des Produktangebots etc. gesetzt." Das Personal soll auf maximal zwei geringfügig Beschäftigte reduziert werden.
Der laufende Geschäftsbetrieb des Antragstellers sei jedenfalls kostendeckend, das belegt der aufgestellte Finanzplan für August, September und Oktober.
Insgesamt sind 25 Gläubiger im Gesamtausmaß von Forderungen in Höhe rund 100.000 Euro betroffen. Das Unternehmen bietet den Gläubigern eine Sanierungsplanquote in Höhe von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren an, "wobei noch eine Verbesserung durch eine Barquote von fünf Prozent erfolgen wird".
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