Bio-Hennen schlüpfen in der Industriebrüterei

Bio-Hennen schlüpfen in der Industriebrüterei
Ein Bio-Hof fasst bis zu 18.000 Hennen, das Sagen am Hof haben Händler, so Arvay

Clemens Arvay, Agrarbiologe und Autor des Buches „Der große Bioschmäh – Wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen“, im KURIER-Gespräch zum

deutschen Eier-Skandal Das überrascht mich nicht, auch die Bioproduktion ist inzwischen von der Industrie gesteuert. In Österreich haben große Bio-Legehennen-Betriebe bis zu 18.000 Tiere. Die Betriebe beliefern alle großen Händler, die Eier werden immer von den selben Zwischenhändlern gebündelt und geliefert. In Deutschland ist die Industrialisierung noch weiter fortgeschritten. Es gibt Standorte mit bis zu 70.000 Bio-Legehennen.

Obergrenzen von 3000 Tieren im Bio-Betrieb Die Grenze bezieht sich nur auf die Stalleinheit. Pro Bio-Betrieb sind zwei Einheiten erlaubt, das heißt eigentlich maximal 6000 Hennen. Da wird aber manchmal getrickst. Die Betriebe werden auf dem Papier pro forma geteilt und so kann man es in der Realität auf 18.000 Hennen pro Betrieb schaffen.

Marktmacht Die Bauern sind nur noch Vertragshühnerhalter. Welche Tiere und wie viele gehalten werden, entscheiden Zwischenhandelsbetriebe, zu denen auch Toni’s Freilandeier gehört. Der Zwischenhandel stellt Bauern unter Vertrag, die Mengenforderungen sind gigantisch. Eine steirische Bio-Bäuerin hat mir erzählt, dass sie vor 20 Jahren mit 500 Tieren Vollerwerbsbäuerin war. Heute hat sie 3000 Bio-Hennen – im Nebenerwerb. Übrigens kommen im konventionellen und im Bio-Bereich meist die gleichen Hochleistungshennen zum Einsatz: „Brown Classic“ vom Weltkonzern Lohmann.

Bio-Industrie Der Ei-Markt, egal ob bio oder konventionell, ist in Österreich in den Händen von drei oder vier Firmen. In einem Unternehmen in der Nähe von Graz schlüpfen wöchentlich eine halbe Million Mastküken. Die Hennen, die für Supermärkte und Discounter Bio-Eier legen, kommen alle aus Industriebrütereien, werden auf Fließbändern aussortiert und dann zu den Legebetrieben gebracht. Egal ob konventionell, Bio, mit oder ohne AMA-Gütesiegel. Einmal pro Woche ist Bio-Schlüpftag. Das Prozedere ist dasselbe. Männliche Küken werden bei der Eierproduktion auf dem Fließband aussortiert und vergast oder mit einem rotierenden Messer getötet. Mit der Idylle der Werbespots hat Bio im Supermarkt und beim Diskonter nichts zu tun.

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