BIG: Bund mischt am Büromarkt mit

BIG: Bund mischt am Büromarkt mit
Bisher verwaltete die BIG Österreichs Schulen und Universitäten. Künftig will sie am Büromarkt mitmischen.

Am 28. März passierte das viel debattierte Sparpaket das Parlament. Weitgehend unbemerkt wurden am selben Tag aber auch die Weichen für eine mögliche Teilprivatisierung der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gestellt (siehe Bericht unten) .

Während die Verwaltung von öffentlichen Gebäuden weiter bei der BIG bleibt, können marktfähige Immobilien – also Büros – in eine eigene Tochter ausgelagert werden. Langfristig könnte diese an die Börse streben – wenn es die Politik will.

Hans-Peter Weiss, seit gut einem Jahr einer der beiden BIG-Geschäftsführer, lässt in einem seiner ersten Interviews mit der Ankündigung aufhorchen, man wolle künftig verstärkt im Büromarkt mitmischen und Standorte selbst entwickeln. Im KURIER-Interview spricht er zudem über die größten Projekte der BIG, Grenzposten im Abverkauf und die Zukunft der Gesellschaft.

KURIER: Der Verkauf von Berggipfeln hat 2011 für Aufregung gesorgt. Was steht 2012 auf der BIG-Abverkaufsliste?
Hans-Peter Weiss:
Die Berggipfel sind nicht repräsentativ für unser Portfolio. Aber sie sind emotional beladen. Verkäufe sind heuer nur im kleineren Rahmen geplant. So wollen wir unsere Wiener Kleingärten an die Pächter verkaufen. Gleichzeitig werden wir den Verkauf von Grenzeinrichtungen fortsetzen. 2011 haben wir hier im Burgenland eine Generalvereinbarung mit dem Land unterschrieben, die Basis für den Verkauf ist. Jetzt gehen wir auch in Niederösterreich in die Verwertung.

Zuletzt gab es Diskussionen um eine Wiederaufnahme von Grenzkontrollen. Gäbe es überhaupt noch die Infrastruktur für Kontrollen?
Wir sind nur Vermieter der Liegenschaften. Die Nutzung obliegt den Mietern. Das Innenministerium hat argumentiert, auch mit temporären Einrichtungen problemlos mobile Grenzkontrollen durchführen zu können. Daher wurden die Mietverträge gekündigt. Jetzt werden die Gebäude verkauft oder abgerissen: Denn es darf keine Gefährdung der Verkehrssicherheit durch Reste der Grenzgebäude gegeben sein.

Wie ist denn die finanzielle Situation der BIG, nachdem der Bilanzgewinn 2010 von 47,7 auf 14,7 Mio. Euro gefallen ist?
2011 haben wir einen Bilanzgewinn von 56,7 Millionen Euro gemacht. Im Gegensatz zu 2010 hatten wir niedrigere Instandhaltungen und keine Sonderabschreibungen. Insgesamt haben wir 2011 rund 653 Millionen Euro in Bauprojekte investiert. Resultierend aus der Fertigstellung vieler Projekte sind auch die Mieterlöse gestiegen. Auch 2012 bleiben die Investitionen auf hohem Niveau und es werden weiter viele Projekte fertig gestellt, die mit dem Konjunkturpaket gestartet wurden. 2013 wird sich das spürbar abschwächen.

Die BIG hat 3,4 Milliarden Euro Nettoschulden. Kann es passieren, dass diese nach der Griechenland-Krise bald zu den Staatsschulden addiert werden müssen?
Keiner weiß, zu welchem Schluss Eurostat 2014 kommt. Faktum ist, dass hinter den BIG-Verbindlichkeiten sehr große Werte stehen. Das ist die Differenzierung zu vielen anderen staatsnahen Unternehmen.

Reden wir über die künftige Ausrichtung der BIG: Für das Management der Büro- und Spezialimmobilien soll jetzt eine eigene Tochtergesellschaft gegründet werden. Jahrelang wurde über eine Privatisierung diskutiert, ist das jetzt eine Weichenstellung in diese Richtung?
Ende März wurde im Parlament ein Gesetz beschlossen, das die Gründung einer Tochtergesellschaft für Marktimmobilien ermöglicht. Die Entscheidung über die tatsächliche Umsetzung liegt beim Eigentümer. Wir sind bereit einen solchen Schritt zu gehen. Ziel ist eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Segmente.

Das heißt, Sie trennen künftig in Unis und Schulen sowie Büros: Ist das schon ein Vorgriff auf einen möglichen Börsegang der Bürotochter?
Ziel ist derzeit ausschließlich eine Nachschärfung der laufenden Segmentstrategien. Eine allfällige Privatisierung ist Sache des Eigentümers. Wir sind bereit, alle Vorgaben des Eigentümers umzusetzen.

Wie wertvoll könnte der Bereich Marktimmobilien sein?
Der Marktwert aller unserer Immobilien liegt aktuell bei 9,2 Milliarden Euro. Der Bürosektor ist rund 2,4 Milliarden Euro schwer.

Die Buwog-Privatisierung ist jetzt wieder in aller Munde. Hätten Sie angesichts der kräftig gestiegenen Preise die einstigen Bundes-Wohnungen gern im Portfolio?
Im Zug unserer Portfolio-Bereinigung haben wir rund 10.000 Wohnungen verkauft. Das hatte nichts mit der Buwog zu tun. Wir haben uns von den Wohnungen getrennt, da unser Kerngeschäft klar im Management von Bildungsbauten und Büro- oder Spezialimmobilien liegt. Aber wir wollen künftig verstärkt in die Entwicklung von Standorten gehen. Ich will nicht ausschließen, dass wir da auch einige Wohnprojekte realisieren, aber immer mit Partnern.

Sprechen wir über Ihre aktuellen Projekte: Das mit Abstand größte ist der Neubau der Wirtschaftsuniversität Wien. Ist das Budget in Plan?
Erstmals errichten wir hier mit dem späteren Nutzer gemeinsam das Gebäude. Das bewährt sich sehr. Die Investitionssumme wird bis Bauende 492 Millionen Euro betragen. Wir sind sowohl finanziell als auch zeitlich voll im Plan. Ziel ist, dass im Wintersemester 2013 die Studenten einziehen.

Was soll mit der alten Wirtschaftsuniversität passieren?
Geplant ist die Nutzung als Ausweichquartier für die beiden Wiener Kunstuniversitäten, deren Gebäude saniert oder erweitert werden. Danach könnte das Parlament während der Sanierung des Gebäudes am Ring vorübergehend dorthin übersiedeln.

Was sind die nächsten großen Projekte der BIG?
Unser unbestritten größtes Projekt ist der Neubau der Medizinuniversität Graz. Die Errichtungskosten liegen bei 300 Millionen Euro netto. 2013 soll der Neubau starten, direkt neben dem Krankenhaus. Im ehemaligen Hauptzollamt in Wien entwickeln wir zudem mit der Soravia-Gruppe einen Mix aus Büros und Wohnungen.

BIG: Immobilien für 9,2 Milliarden

Die Gesellschaft Gegründet wurde die Bundesimmobiliengesellschaft 1992 als Verwalter der Bundesimmobilien. Zur Steigerung der Effizienz wurden im Jahr 2000 rund 5000 Häuser und Grundstücke der Republik an die BIG verkauft, die diese an die Republik zurückvermietet hat. Aus dieser Zeit schleppt die BIG einen rund 3,2 Milliarden Euro schweren Schuldenrucksack mit. Vorteil: Obwohl die BIG zu 100 Prozent im Staatseigentum steht, zählen die Schulden bisher nicht zur Staatsschuld. Eine Änderung wird auf EU-Ebene aber diskutiert.

Seit 2000 hat die BIG ihr Portfolio bereinigt und damit rund 500 Mio. Euro erzielt. Aktuell hält die BIG mehr als 320 Schulstandorte, 21 Universitäten, Ministerien und Ämter in allen Bundesländern. Geschätzter Gesamtwert: 9,2 Milliarden Euro.

Hans-Peter Weiss Der gebürtige Burgenländer (41) studierte Forst- und Holzwirtschaft an der Uni für Bodenkultur in Wien. Von 1998 bis 2000 war er für die Bundesforste tätig, zwischen 2000 und 2011 war er Direktor bei den Esterhazy Betrieben. Seit 2011 ist er bei der BIG.  

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