Bieterkrieg endet: Immofinanz und CA Immo verschmelzen

Immofinanz will noch ihr Russland-Portfolio abstoßen.
Überraschende Einigung nach langem Übernahmestreit: Immofinanz steigt bei der CA Immo ein.

Die Bieterschlacht hat ein Ende: Die beiden börsenotierten Immobilien-Gesellschaften wollen sich zusammenschließen. Als ersten Schritt für die vollständige Verschmelzung gab die Immofinanz am Montag bekannt, 26 Prozent an der CA Immo für 604 Mio. Euro gekauft zu haben.

Bei den Anlegern kam der Deal, durch den ein Immobilienkonzern mit knapp sechs Milliarden Euro Buchwert entstehen soll, gut an: An einem schlechten Börsentag in Wien notierte CA Immo gegen 13.30 Uhr um 2,7 Prozent höher und Immofinanz lag 1,3 Prozent im Plus. Ein Übernahmeangebot haben Kleinaktionäre übrigens nicht zu erwarten: Der Schwellenwert für ein Pflichtoffert liegt laut österreichischem Aktienrecht erst bei 30 Prozent der Anteile.

Die beiden Immobilienriesen haben sich viele Monate eine Schlacht um den gegenseitigen Einstieg geliefert - Rechtsstreitigkeiten inklusive. Vor einem Jahr hatte die Immofinanz ihr geplanten Teilangebot für den Erwerb von bis zu 29 Prozent der CA-Immo-Aktien abgeblasen.

Am Montag kam nun überraschend die Meldung über eine Einigung. Die Immofinanz will vor der vollständigen Verschmelzung noch ihr problembehaftetes Russland-Portfolio abstoßen. Verkäufer des 26-Prozent-Anteils an der CA Immo sind die O1 Group des russischen Immobilieninvestors Boris Mints sowie die Terim Limited.

Frühestens in einem Jahr

"Das trägt zur Beruhigung bei", kommentiert Kleinanleger-Vertreter Wilhelm Rasinger im Gespräch mit dem KURIER. Immerhin habe Mints Einstieg bei CA Immo zu beträchtlicher Unruhe geführt. Immofinanz zahle für den Anteil einen "stolzen Preis an der oberen Grenze des Vertretbaren". Die möglichen Einsparungen sieht Rasinger nicht als Hauptargument für den Zusammenschluss: "Solche Merger bringen im Immobiliensektor nicht dieselbe Synergie wie in der Industrie."

"Der nächste logische Schritt"

Die beiden Vorstände von CA Immo und Immofinanz sprachen am Montag von großen zu erwartenden Synergieeffekten. Die Schwerpunkte der Gesellschaften auf Einkaufszentren und Büroimmobilien in Deutschland und Österreich einerseits, sowie in Zentral- und Osteuropa andererseits würden sich ideal ergänzen. Auf lange Sicht könnten über Einsparungen in der Verwaltung, günstigere Finanzierung von Krediten sowie über bessere Einkaufs- und Vertragskonditionen mit Mietern und Maklern 33 Millionen Euro pro Jahr lukriert werden.

Auch CA-Immo-Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer äußerte sich positiv zum geplanten Zusammenschluss. Dies sei "der nächste logische Schritt in der Evolution unseres Unternehmens", wird er in einer gemeinsamen Meldung der beiden Unternehmen zitiert.

Eine Verschmelzung muss laut österreichischem Aktiengesetz von beiden Hauptversammlungen mit einer Mehrheit von 75 Prozent der Stimmen auf Basis eines Verschmelzungsberichts der Organe beider Unternehmen beschlossen werden.

Die Immofinanz zahlt für eine CA-Immo-Aktie 23,50 Euro - das ist um einiges mehr als der aktuelle Börsenkurs. Am Freitag schloss das CA-Immo-Papier bei 17,44 Euro.

Russland: Verkauf oder Abspaltung

Am Ende des Weges soll an der Börse anstelle der getrennten Aktientitel CA Immo und Immofinanz die neue Gesellschaft notieren. Das Umtauschverhältnis für die Aktionäre werden Gutachter anhand des Unternehmenswertes bewerten müssen. Alle Details, darunter auch der Name, sind noch offen.

Für das Russland-Geschäft der Immofinanz gibt es zwei Optionen, erläuterte Immofinanz-Chef Oliver Schumy: Entweder es wird ein Käufer gefunden oder die russischen Immobilien - fünf Einkaufszentren in Moskau, Buchwert rund 1,2 Mrd. Euro - würden als eigene Gesellschaft an die Börse Wien gebracht.

Börsenprofi Wilhelm Rasinger erwartet noch einen "weiten, mühsamen Weg, bei dem die Anwälte und Berater noch ordentlich abcashen werden".

Tatsächlich könnte eine Verschmelzung der beiden Immobilienkonzerne frühestens kommendes Jahr über die Bühne gehen. Aktuell gehen die beiden Unternehmen davon aus, dass die Hauptversammlungen, die über den geplanten Zusammenschluss entscheiden, 2017 stattfinden werden, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Bis dahin braucht es noch viele Genehmigungen, unter anderem von den Kartellrechtsbehörden der involvierten Länder.

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