Nach Card-Complete-Verkauf: Bank Austria hat beim Bezahlen große Pläne
200.000 Kunden sind seit dem Verkauf des Kreditkartenanbieters Card Complete auf von der Unicredit Bank Austria ausgegebene Kreditkarten umgestiegen. Statt Visa-Karten bekommen Kunden der Bank seit April Karten von Mastercard.
Aber nicht nur die Ausgabe von Kreditkarten, sondern auch das Geschäft mit Bezahllösungen hat sich die Bank Austria nach dem Verkauf ihres Tochterunternehmens zurück ins Haus geholt. Am Markt wolle man eine gewichtige Rolle spielen, sagt Nicolas Reitbauer, der den neu geschaffenen Geschäftsbereich seit März verantwortet.
"Alles aus einer Hand", lautet der Slogan, mit der die Bank bestehenden, aber auch neuen Kunden seine Bezahllösungen schmackhaft machen will. Lösungen bietet man sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce, auch Software, die das Smartphone zur Bankomatkassa macht, hat man im Angebot.
KMU im Visier
Das Geschäft mit den Bezahllösungen ist für die Bank, die in Österreich traditionell bei Großunternehmen stark vertreten ist, auch eine Möglichkeit, stärker bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Fuß zu fassen.
"Es ist ein strategischer Faktor, um neue Kunden ansprechen zu können", sagt Reitbauer. Der Geschäftsbereich soll der Bank auch helfen, Konsumentenverhalten näher im Auge zu behalten und Privatkunden besser zu verstehen.
Zweistelliger Marktanteil
Angepeilt wird ein Marktanteil im zweistelligen Bereich, wie Reitbauer sagt. Die Voraussetzungen sind durch die breite Kundenbasis der Bank jedenfalls gegeben.
Großes Potenzial sieht Reitbauer auch bei Arztpraxen, bei Anwälten oder körpernahen Dienstleistern, bei denen "die Akzeptanz bargeldloser Zahlungen noch nicht so stark angekommen ist". Die Lösungen der Bank könnten aber etwa auch von Straßenmusikern genutzt werden. Das sei beispeielsweise in Großbritannien gang und gäbe.
Leitet bei der Unicredit Bank Austria die Bezahllösungen: Nicolas Reitbauer.
Dass in einigen kleineren Läden, Trafiken, aber auch in manchen Lokalen Kartenzahlungen erst ab einem Mindestbetrag von 10 Euro akzeptiert werden, will er nicht bewerten. "Jeder kann das halten, wie er möchte", meint Reitbauer.
Allerdings seien auch Bargeldzahlungen mit Kosten verbunden. Es müsse gezählt, eingezahlt und abgeholt werden. Viele Händler würden jedenfalls den Mehrwert von Kartenzahlungen sehr hoch bewerten. Die Geschwindigkeit des Bezahlvorgangs könne sich auch auf den Umsatz auswirken, etwa bei Schlangen im Geschäft.
Kartenzahlungen sind ein komplexer Vorgang, an dem in der Regel mehrere Unternehmen, von speziellen Zahlungsdienstleistern über Kreditkartenunternehmen bis zu Banken beteiligt sind. Sie alle verdienen an den Transaktionen mit.
Reguliert sind lediglich die Gebühren, die zwischen den Banken des Karteninhabers und des Händlers eingehoben werden. Sie dürfen für in Debitkarten 0,2 Prozent und für Kreditkarten 0,3 Prozent der Transaktionssumme nicht überschreiten, wenn die Karten in Europa ausgegeben wurden.
Die Gebühren für die Kartenunternehmen setzen sich je nach Kartentyp und Ausgabeland aus prozentualen und/oder festen Transaktionengebühren zusammen. Das gilt auch für die Gebühren für die Verarbeitung der Transaktion. Dort sei der Anteil an Technologie und Dienstleistung am höchsten, sagt Reitbauer.
Die für Händler insgesamt anfallenden Kosten sind je nach Branche, Größe und Anbieter unterschiedlich und beginnen bei weniger als einem Prozent der Transaktionssumme. Dazu kommen Kosten für die Zahlungssysteme und Terminals, die gekauft oder gemietet werden können.
Markt wächst stark
Der Markt für Bezahllösungen wächst jedenfalls kräftig. Aber auch die Konkurrenz ist groß. 83 Unternehmen, von Fintechs und spezialisierten Dienstleistern bis hin zu Banken, rittern um Kunden. Darunter Payone (Worldline), Nexi, Global Payments, Hobes und die frühere Tochter Card Complete, die seit Februar einen neuen Eigentümer hat.
Potenzial ist jedenfalls vorhanden. Österreich gilt nach wie vor als Bargeldmarkt. 58 Prozent der Zahlungen werden immer noch bar abgewickelt. Im Vergleich dazu sind es in ähnlich großen Ländern wie etwa Schweden oder den Niederlanden lediglich 10 Prozent. Für digitale Bezahllösungen gibt es also viel Luft nach oben.
Die Akzeptanz von Kartenzahlungen ist in den vergangenen Jahren aber deutlich gestiegen. Bei Bankomatkarten hat sie sich seit 2015 verdreifacht, bei Kreditkartenzahlungen verdoppelt. Der Bedarf an Bezahllösungen steige, sagt Reitbauer. Marktprognosen gehen davon aus, dass bis 2030 in Österreich mehr als 110 Mrd. Euro an digitalen Transaktionen abgewickelt werden.
Bald wird KI selbstständig einkaufen
Welche Bezahltrends zeichnen sich ab? Neben sogenannten SoftPOS-Lösungen, die aus dem Handy eine Bankomatkassa machen, seien das KI-Agenten. Sie suchen Produkte, vergleichen Preise kaufen selbstständig ein. "Das wird sehr schnelle da sein", ist Reitbauer überzeugt. Autorisiert werden müssen die Transaktionen aber auch im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz noch immer vom Menschen.
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