So ein Polster muss einiges aushalten. Drei Kilo wiegt ein Kopf im Durchschnitt und er hat Platz für eine Vielzahl von Schweißdrüsen. „Man sollte den Polster alle drei Jahre austauschen“, findet Peter Hildebrand. Freilich auch aus Eigeninteresse.
Hildebrand ist Eigentümer des oberösterreichischen Familienunternehmens Betten Reiter. „Ich bin geteert und gefedert“, sagt der Chef von 450 Mitarbeitern von sich selbst. Denn ursprünglich kommt er aus der Erdölindustrie, war unter anderem in Kuwait, Saudi Arabien oder Japan tätig. Bis er seine Frau Cornelia kennenlernte und vor mittlerweile mehr als 30 Jahren in den Betrieb ihrer Familie eingestiegen ist. Heute halten die beiden 66,6 Prozent der Firmenanteile, der Rest ist im Eigentum der Familie Dibelka. In ihrer Manufaktur in Leonding fertigen 14 Mitarbeiter jährlich rund 60.000 Polster und 30.000 Decken.
Abseits der Billigware
Davon, dass in der Pandemie scheinbar alles, was das Eigenheim verschönert, reißenden Absatz gefunden hat, konnte Betten Reiter nur bedingt profitieren. Die österreichweit 18 Filialen waren Lockdown-bedingt mehr als 100 Verkaufstage lang geschlossen. „In Summe haben wir rund zehn Prozent Umsatz eingebüßt“, sagt Hildebrand. Das Ergebnis sei aber positiv, schließlich würden sich auch die Kurzarbeit sowie eingesparte Werbekosten in der Bilanz widerspiegeln. Geholfen habe auch das „Made in Austria“-Schild an Decken und Polstern, ist der Firmenchef überzeugt. Auch, wenn diese freilich nicht mit der Billigware aus dem Ausland mithalten kann. Hildebrand: „Vor 20 Jahren hat mir jeder Berater geraten, die Produktion in Österreich aufzugeben und im Ausland zuzukaufen. Ich hab das überhaupt nicht eingesehen und den Standort in Leonding ausgebaut.“ So habe man in der Pandemie auch schneller reagieren können als der Mitbewerb, der Ware aus dem Ausland importieren musste.
Betten-Reiter-Chef Peter Hildebrand und Fairtrade-Chef Hartwig Kirner
In den Lagerräumen in Leonding stapeln sich währenddessen 250 Kilo schwere Ballen von Kamelhaar, Schurwolle, Kaschmir oder Baumwolle. Wichtig ist dem Firmenchef die Herkunft der Ware. So verarbeitet Betten Reiter seit 2007 ausschließlich Fairtrade-zertifizierte Baumwolle. Probleme mit dem Rohstoffnachschub gab es in der Pandemie nicht, betont Hildebrand: „Wir hatten vor der Pandemie viel Eigenkapital aufgebaut und waren in der Lage, unsere Bestände rechtzeitig aufzustocken.“ Bei der Auslieferung der Ware an die Filialen gibt es aber Herausforderungen. „Zusätzliche Lkw-Fahrer zu finden, ist de facto unmöglich“, so Hildebrand.
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