Betriebe entdecken die 4-Tage-Woche
Vier Tage arbeiten, jedes zweite Wochenende vier Tage frei: In Österreich völlig unüblich, in der kleinen Karrosserie-Fachwerkstatt Ferdinand Jandl in Ardagger/NÖ seit 1992 gelebte Praxis: Eine flexible Form der 4-Tage-Woche. „Der Montag ist der ruhigste Tag, da brauche ich nicht so viel Personal. Von Dienstag bis Donnerstag erfolgt dann die Hauptarbeit bei den Autos und am Freitag ist es wieder ruhiger“, schildert Firmenchef Ferdinand Jandl den Wochenrhythmus.
Durch das Einarbeiten eines Arbeitstages pro Woche wird jedes zweite Wochenende um zwei Tage verlängert. Die sieben Mitarbeiter seien mit der 4-Tage-Woche (4 x 9,5 Stunden) sehr zufrieden und auch das Unternehmen profitiere, sagt Jandl. „Die Mitarbeiter wollen ja mehr Freizeit. Einer hat ein Häusel gebaut, der andere nutzt den Montag zum Skifahren, weil weniger los ist.“ Nach anfänglicher Skepsis würde jetzt niemand mehr auf eine 5-Tage-Woche umstellen wollen, auch er selbst nicht. „Ich kann das Arbeitszeitmodell nur empfehlen. Es gibt auch schon Nachahmer in meiner Branche“, fühlt sich Jandl als Trendsetter.
Auch der Grazer Fahrrad-App-Hersteller Bike Citizens glaubt an die 4-Tage-Woche. Pressesprecherin Simone Feigl ist sicher, dass das Konzept für viele Unternehmen funktionieren könnte. „Am besten man probiert es einfach aus“, sagt sie. Bike Citizens hat es bereits probiert und schon 2014 die 4-Tage-Woche eingeführt. Die 35 Angestellten arbeiten neun Stunden pro Tag – jeweils von Montag bis Donnerstag. Am Freitag hat Bike Citizens geschlossen.
Der Vorschlag kam von einem Mitarbeiter. Nach einer zweimonatigen Testphase war das Fazit positiv. „Freitag frei zu haben hat viel Potenzial“, sagt Feigl. Ausflugsziele, wie das derzeit beliebte Freibad, sind an Wochentagen weniger überfüllt. Nach dem langen Wochenende seien die Mitarbeiter erholter, seltener krank und zeigten eine hohe Einsatzbereitschaft.
Vorteile, von denen auch die österreichische Post profitieren möchte. Laut Presse verhandeln Postgewerkschaft und Management über die Einführung einer 4-Tage-Woche. Wenn die Mitarbeiter sich flexible Arbeitszeiten wünschen, würden sie letztendlich motivierter und besser arbeiten, heißt es bei der Post. Weiterer Vorteil: Man könne den Fuhrpark effektiver einsetzen. Post-Chef Georg Pölzl hält daher eine Einigung mit der Gewerkschaft für durchaus möglich. Schon im Juni wurde publik, dass das Mühlviertler Hotel Aviva in St. Stephan am Walde die 4-Tage-Woche ausprobiert. Das Gehalt soll ebenso unverändert bleiben wie die Wochenarbeitszeit von 40 Stunden.
Laut Arbeiterkammer wird die 4-Tage-Woche als dauerhaftes Arbeitszeitmodell für alle Beschäftigten sehr wenig genutzt. Verlängerte Wochenenden kommen aber oft als Bestandteil von anderen Modellen wie Schichtdiensten vor.
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