Betonharte Preiskämpfe nach Alpine-Pleite
Aufträge praktisch um jeden Preis, Umsatz vor Ertrag. Unter anderem diese Vorgabe hat den Baukonzern Alpine zum Einsturz gebracht, ist aus der Branche zu hören. Dürfen die Bauunternehmen jetzt, wo es keine Dumpingangebote der Alpine mehr geben kann, mit besseren Margen rechnen?
„Im Gegenteil, der Druck auf die Margen hat sich durch die Insolvenz der Alpine noch um ein Vielfaches erhöht“, sagt Karl-Heinz Strauss, Chef des Baukonzerns Porr im KURIER-Gespräch. Viele Baufirmen hätten zwar Alpine-Personal übernommen, aber noch nicht die passenden Aufträge. Die Konsequenz: Die Firmen würden sich unterbieten. Zweitbieter, die gleich um 20 oder 30 Prozent teurer sind als der Billigstbieter, seien da keine Seltenheit. Für manches Unternehmen könnte es mit dieser Taktik recht eng werden, rechnet Strauss mit einer weiteren Marktbereinigung.
Strauss selbst hat der Porr verordnet, Ertrag vor Wachstum zu stellen und nur selektiv zu wachsen. „Wir haben uns nicht überfressen“, sagt er mit Blick auf Alpine-Teile, die ins Porr-Reich gewandert sind – etwa die Stump Spezialtiefbau mit Niederlassungen in Deutschland und Polen. Bei weiteren Alpine-Firmen, die im Herbst versteigert werden, werde die Porr „selektiv mitbieten“.
Flaue Baukonjunktur in Europa, ein langer Winter sowie ein verregneter Frühling waren alles andere als gute Voraussetzungen für die Branche. „Wir haben trotz des Schnees viele Baulose begonnen“, sagt Strauss. Das erste Halbjahr in Zahlen: Die Produktionsleistung erhöhte sich um 7,9 Prozent auf 1,289 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis ging zwar von 18,7 auf 14,5 Millionen Euro zurück. Weil sich das Finanzergebnis verbesserte, kletterte allerdings das Periodenergebnis auf 20.000 Euro. Das klingt zwar nicht nach viel, war aber das erste positive Ergebnis in einem ersten Halbjahr. Im Vorjahr hatte es hier noch ein Minus von 1,5 Millionen, im Jahr davon ein Minus von sieben Millionen Euro gegeben. Übernommene Alpine-Teile spiegeln sich in den Zahlen des ersten Semesters nicht wieder, die Pleite des ehemaligen Konkurrenten wurde erst im Sommer amtlich.
Rekordaufträge
Zum Abarbeiten haben die Porr-Mitarbeiter eine Menge. Der Auftragsbestand erreichte zur Jahresmitte eine historisches Hoch von gut 4,8 Milliarden Euro. Eine Milliarde davon entfällt auf den „Green Line“-Auftrag, den Bau einer U-Bahn in Doha (Katar). „Auf diesen Auftrag haben wir uns drei Jahre vorbereitet, wir haben uns sehr sorgfältig überlegt, wo wir hingehen“, hält Strauss das Risiko für begrenzt. Außerdem: „Die haben das Geld für Investitionen am Konto, die brauchen keinen Kredit.“
Der ursprüngliche Plan, gemeinsam mit der türkischen Renaissance-Gruppe Märkte wie die Türkei oder Russland zu bearbeiten, wurde hingegen verworfen. Die Porr weist eine Eigenkapitalquote auf, „die Richtung 20 Prozent geht“. Nach einer möglichen Kapitalerhöhung 2014 könnte dieser Satz deutlich steigen.
Der späte Start in die Bausaison durch den extrem langen Winter hinterließ auch in der Strabag-Bilanz seine Spuren. Die Bauleistung schrumpfte im ersten Halbjahr um sieben Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. „Den Rückgang im ersten Quartal konnten wir im zweiten Quartal auch wegen des Hochwassers in weiten Teilen Europas noch nicht aufholen“, sagte Strabag-Chef Thomas Birtel. Der Konzernumsatz schrumpfte um zehn Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Dennoch fiel das Halbjahres-Ergebnis deutlich besser aus als im Vorjahr.
Der saisonal übliche Betriebsverlust verringerte sich um gut ein Viertel auf minus 122,8 Millionen Euro, der Nettoverlust sank um ein Drittel auf 105,5 Millionen Euro. Allerdings belastete im Vorjahr eine Schadenersatzzahlung als Einmaleffekt das Halbjahresergebnis. Für das Gesamtjahr zeigte sich Birtel vorsichtig optimistisch und behielt die bisher getätigte Ergebnis-Prognose von 260 Millionen Euro bei. Das wären um 50 Millionen mehr als im Vorjahr. Ab 2014 sollte es mit der kriselnden europäischen Baubranche wieder bergaufgehen, hofft der Strabag-Chef vor allem auf Großaufträge im polnischen Straßenbau. Auch im deutschen Straßennetz gäbe es nach dem strengen Winter „einiges zu tun“, so Birtel.
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