Bernie Ecclestones Multi-Millionen-Deal

Der Formel-1-Zampano könnte sich aus seinem Münchner Strafprozess herauskaufen.

Am Dienstag wird es wieder spannend im Münchner Amtsgericht. Da soll der Staatsanwalt dem Richter sagen, ob er zur Verfahrenseinstellung gegen Bernie Ecclestone bereit ist: 25 Millionen Euro hat der Herrscher der Formel 1 geboten, um den Prozess wegen des Vorwurfs der Bestechung und Erpressung vom Hals zu bekommen. Laut der Süddeutschen Zeitung sollen es sogar 100 Millionen sein. Und der Staatsanwalt ist gesprächsbereit: Man könne sich "grundsätzlich mit einem solchen Angebot anfreunden".

Es wäre der elegante Ausweg aus dem verfahrenen Verfahren. Denn für die Anklage gegen Ecclestone, einen Ex-Manager der Bayerischen Landesbank erpresst und bestochen zu haben, ist die Beweislage offenbar im Prozess nicht klarer geworden. Eher im Gegenteil.

Die Vorgeschichte: In der Pleite des Münchner Privatfernseh-Unternehmers Leo Kirch 2002 war der BayernLB die Mehrheit an der Formel-1-Veranstaltungsfirma als Kredit-Besicherung zugefallen. Die wollte sie 2006 verkaufen, und einfädeln sollte das der seit Jahrzehnten die Formel 1 dominierende Ecclestone. Damit das auch so bliebe, brachte er die ihm gewogene Gesellschaft CVC Capital Partners als Käufer. Und kassierte 66 Millionen Dollar von der BayernLB als Provision. Weil davon 44 Millionen Dollar an deren Vorstandsdirektor Gribkowsky flossen, steht Ecclestone seit 28. April wegen des Verdachts der Erpressung und Bestechung vor Gericht. Gribkowsky wurde dafür und für Steuerhinterziehung schon zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Dubios

In der Verhandlung warfen er und Ecclestone sich gegenseitig Erpressung und Bedrohung vor, wobei Beobachtern Gribowskys Aussagen noch dubioser schienen als die Ecclestones. "Die Vereinbarung war, er kümmert sich um den Verkauf, ich stelle mich nicht quer", so Gribowsky. Womit er erpresst worden sein soll, konnte er so wenig glaubhaft erklären wie den Widerspruch zur Bestechung danach. Aber auch Ecclestones Argumentation hatte Schwächen, auch wenn sein Verteidiger meint, ein strafrechtliches Vergehen sei "sehr fragwürdig". Weil der 83-jährige Selfmademan und Multimilliardär den Prozess im stickigen Münchner Gericht als "schwere körperliche Belastung empfinde", bot er der BayernLB die zigmillionenschwere Kompensation an – aber nur, wenn das Verfahren eingestellt wird.

Die dürfte dafür auch ausschlaggebender sein als der inzwischen kleinlautere Staatsanwalt. Die Bank hat wegen des angeblich zu niedrigen Verkaufspreises für ihren Formel-1-Anteil eine Zivilklage gegen Ecclestone auf 400 Millionen Dollar laufen: Da deren Chancen sinken, könnte er sie wohl zugleich aus der Welt schaffen. Gelingt dem Briten das, könnte der Prozess Vorbildwirkung haben: Sechs andere Mitglieder des damaligen BayernLB-Vorstands könnten dann das gegen sie gerade laufende Verfahren wegen Unregelmäßigkeiten beim Kauf der österreichischen Hypo-Alpe-Adria-Bank auch mit einem Deal beenden – mit im Vergleich dazu aber wohl winzigen Ablasszahlungen.

Dass ein Management Deutschlands zweitgrößte Landesbank überhaupt so schädigen konnte, ist die Verantwortung des ehrgeizigen Ex-Chefs der Langzeit-Regierungspartei CSU, des bayerischen Ex-Ministerpräsidenten Stoiber. In den mehreren Milliarden Euro, die dessen Expansionsfantasien den bayerischen Steuerzahler kosten, sind die von Ecclestone winkenden Millionen nur die sprichwörtlichen "peanuts". Für ihn sind sie das sowieso.

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