Bernie Ecclestone ist unschuldig – für 100 Millionen Dollar

Bernie Ecclestone, 83, (im Bild nach dem Prozess mit einem Autogramm-jäger) ist laut seinem Anwalt „erleichtert“. Laut diesem hat der Deal „nichts mit Freikaufen zu tun“, das sei ein „normaler Vorgang“.
Der Formel-1- Herrscher bleibt mit einer moralisch fragwürdigen Buße unbescholten.

Er war der Bestechung und Erpressung angeklagt. Dies konnte das Gericht aber nicht nachweisen, jedenfalls nicht in dem Maße, die eine Verurteilung des 83-Jährigen gerechtfertigt hätte. Deshalb haben die Münchner Richter nach dreimonatigem Prozess einem im deutschen Strafrecht zulässigen Ablasshandel zugestimmt. Bernie Ecclestone gilt damit weiterhin als unschuldig – und ist um 100 Mio. Euro ärmer.

Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, 2006 beim Verkauf seiner Formel-1-Betreibergesellschaft für die Bayerische Landesbank an einen britischen Investor seine Vermittlerrolle missbraucht zu haben: Er habe einen ihm weiter geschäftlichen Spielraum garantierenden Hauptaktionär gebracht und für die Akzeptanz dieses schlechteren Bieters den zuständigen Vorstandsdirektor der BayernLB mit zwei Drittel seiner 66-Millionen- Dollar-Provision bestochen.

Der ist zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und war trotzdem Hauptzeuge des Staatsanwalts, verwickelte sich aber in Widersprüche. Die anderen Zeugen stützten eher die Behauptungen Ecclestones, er sei Opfer der Erpressung als umgekehrt. Der Verdacht habe sich „in wesentlichen Teilen nicht erhärtet“, begründete der Richter daher die Verfahrenseinstellung im Konsens mit dem Staatsanwalt.

Weil die Unschuld Ecclestones aber auch nicht beweisbar war, machten alle von der Bestimmung im deutschen Recht Gebrauch, die für Fälle „minderer Schuld“ die Einstellung gegen eine Geldbuße vorsieht. Sie wird oft auch in anderen Wirtschaftsprozessen genutzt.

"Kein Milliardär"

Da Ecclestone der vermögendste aller bisher Betroffenen ist, verlangte der Staatsanwalt 100 Millionen Dollar – und bekommt die 75 Millionen Euro auch „innerhalb einer Woche“. Ecclestone sei „kein Milliardär“, stellte der Richter nach dessen Unterlagen fest. Ob er dabei berücksichtigte, dass Ecclestone den Großteil seines einstigen Milliarden-Vermögens längst steuer- und strafschonend auf seine Familie aufgeteilt hat, blieb offen.

Weitere 25 Millionen Euro zahlt der Brite an die BayernLB, die dem Deal zustimmen musste und die nun ihre Zivilklage auf Schadenersatz von 400 Millionen Dollar zurückzieht. Das aktuelle Management der BayernLB signalisierte der Presse, dass ihm die rasche Bereinigung der Altlasten seiner Vorgänger lieber sei als lange Prozesse unbestimmten Ausgangs.

Deshalb kann nun auch der österreichische Staat hoffen, bei seiner 800-Millionen-Klage gegen die BayernLB aus deren rückabgewickelten Hypo-Alpe-Adria-Kauf erfolgreich zu sein.

Den Deal Ecclestones kritisiert die deutsche Presse fast einstimmig: „Obszön“ nennt ihn die FAZ wie die meisten anderen Medien, die an die Unerbittlichkeit deutscher Justiz in banalen Fällen erinnert: Ein glatter Freispruch oder eine Verurteilung hätten ihr wohl besser getan.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kann seinen Schmerz über die Zahlung von 100 Millionen Dollar für die Einstellung seines Bestechungsprozesses in München nicht verhehlen. "Ich war ein bisschen auch ein Idiot, diese Einigung einzugehen", sagte der 83-Jährige der britischen Nachrichtenagentur PA.

Eigentlich habe ihn der Richter am Dienstag zum Abschluss praktisch freigesprochen und erklärt, die Staatsanwaltschaft habe keine stichhaltigen Argumente, begründete Ecclestone seine Sichtweise. Dennoch sei er zufrieden, nun das Kapitel abschließen zu können. "Letztlich waren es dreieinhalb Jahre Ärger, Reisen, Anwälte treffen und Gott weiß, wen noch - also ist es gut, dass das vorbei ist", sagte der Brite. Es sei nicht einfach gewesen, neben dem Prozess seinen Aufgaben als Geschäftsführer der Formel 1 gerecht zu werden.

Gegen die Zahlung der Rekordsumme von umgerechnet knapp 75 Millionen Euro war der Schmiergeldprozess gegen Ecclestone am Dienstag vom Münchner Landgericht eingestellt worden. Der Formel-1-Boss gilt damit als unschuldig und nicht vorbestraft und kann daher seinen Posten behalten. "Es ist erledigt und abgehakt, also ist alles in Ordnung. Ich bin zufrieden", sagte Ecclestone.

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