Beratung ist kein Versandartikel

Franz Gasselsberger: Wäre „rundherum zufrieden“, könnte er das Vorjahresergebnis heuer wiederholen.
Generaldirektor Franz Gasselsberger im KURIER-Interview über Rekorde und Ungerechtigkeiten.

Über das Tempo der Expansion und den Geschäftsverlauf im Vorjahr hat Oberbank-Chef Franz Gasselsberger gut lachen. Aus Ärger über die neuen Belastungen, die durch die Bankenabgabe auf die mittelgroßen Institute zukommt, wird er aber ungewohnt emotional.

KURIER: Die Oberbank schaffte beim Ergebnis 2013 das vierte Rekordjahr in Folge. Was sagen Sie als Marathonläufer – geht sich ein fünfter Rekord aus?

Franz Gasselsberger: Für heuer bin ich etwas vorsichtig. Wenn wir das Vorjahres-Ergebnis wieder erreichen, wäre ich schon rundherum zufrieden. Stichwort neue Regularien, die belasten. Und bei der Bankenabgabe werden die mittelgroßen Banken heuer viel stärker zur Kasse gebeten.

Wie viel kommt da heuer auf die Oberbank zu?

Für uns steigt die Bankenabgabe heuer um fast 70 Prozent auf mehr als 13 Millionen Euro. Eine derartige Erhöhung für Regionalbanken ist nicht einzusehen. Das ist eine ganz große Ungerechtigkeit. Wir haben in der Krise stabilisierend gewirkt, wir haben Steuern gezahlt und kein Staatsgeld genommen. Seit ich vor drei Jahren Banken-Obmann in Oberösterreich geworden bin, habe ich noch nie so viele Anrufe von Kollegen bekommen wie jetzt.

Was unternehmen Sie?

Ich suche das Gespräch mit den Verantwortlichen. Die Gespräche sind aber erst am Anfang. Ich hoffe doch, dass sich die Vernunft durchsetzt.

Sie haben in den vergangenen fünf Jahren 29 neue Filialen eröffnet. Der Personalstand blieb aber bei rund 2000 Mitarbeitern konstant. Wie geht das?

Mit geräuschlosen Kosteneinsparungen, wie ich es nenne. Also nicht Personalabbau, sondern Straffung von Strukturen. So haben wir zum Beispiel die Kreditverwaltung in Linz konzentriert.

Die Oberbank hat jetzt 150 Filialen. Kommen heuer noch welche dazu?

In Wien wollen wir unsere Sichtbarkeit weiter erhöhen. Zu den jetzt 20 Filialen wird es heuer zwei bis drei weitere geben. Dazu kommen noch Filialen in Bayern, Tschechien und Ungarn.

In Ungarn schreiben Ihre Mitbewerber aus Österreich Verluste. Sie nicht?

Uns geht’s gut in Ungarn, wir machen Gewinne. Wir sind erst 2009 und damit später als andere in den Markt eingestiegen und haben dadurch kein Problem mit Fremdwährungskrediten.

Apropos Kredite: 2013 war für Österreich ein Jahr mit Rekordpleiten. Die Kreditausfälle haben zugenommen ...

Bei den prominenten Insolvenzen wie Alpine waren wir nicht oder nur am Rande dabei. Du brauchst gute Risikoleute, denn die Qualität der Unternehmen ist das Wichtigste. Bei uns liegen die Wertberichtigungen bei einem Zehntel vom österreichischen Bankendurchschnitt. Im Privatbereich sind wir bei der Wohnbaufinanzierung stark. Da sind wir auch sehr vorsichtig.

Sie sperren Filialen auf, andere sperren zu. Warum? Und was halten Sie von Videoberatung?

Durch die neuen Medien hat sich das Kundenverhalten sicher geändert. Aber wenn es um qualifizierte Beratung geht, geht nichts über ein Gespräch in der Filiale. Anlagegeschäft und Beratung sind kein Versandhandel.

Abseits vom Bankgeschäft – welche Berge werden Sie heuer besteigen?

Ich habe seit vier Monaten eine hartnäckige Borreliose (Infektion, meist durch Zecken übertragen, Anm.), bin aber auf dem Weg der Besserung. Seit drei Wochen bin ich wieder im Lauftraining. Heuer möchte ich, wie schon im Vorjahr, aufs Matterhorn. Und vielleicht auf einen Berg in Indien.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr meldet die Oberbank zum vierten Mal in Folge das beste Ergebnis in der Geschichte des Instituts. Nach vorläufigen Zahlen legte das Betriebsergebnis um 8,6 Prozent auf 212 Millionen Euro zu. Bei den Kundenkrediten gab es ein Plus von vier Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Damit ist die Oberbank in diesem Bereich stärker als der Gesamtmarkt gewachsen. Die betreuten Kundenvermögen erhöhten sich um 5,8 Prozent auf 22,8 Milliarden Euro.

Die sogenannte Cost-Income-Ratio ist bei der Oberbank deutlich besser als bei vielen Konkurrenten: Die Bank wendet 52 Cent auf, um einen Euro zu verdienen, der Marktdurchschnitt braucht dafür 67 Cent.

Zu den derzeit 150 Filialen sollen heuer bis zu zehn weitere dazukommen. In Wien ist die Oberbank mittlerweile die größte Bundesländerbank, will hier aber trotzdem weiter Gas geben. Zu den 20 Filialen in Wien sollen heuer zwei bis drei weitere aufsperren.

Kommentare