Benkos Galeria Karstadt Kaufhof steigt aus Tarifvertrag aus
Die Konsumflaute in Deutschland macht Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof offenbar schwer zu schaffen. Die Handelskette teilte am Freitag mit, sie habe angesichts der wirtschaftlich angespannten Situation den nach dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof geschlossenen Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi einseitig gekündigt.
Stabilisierungskurs
Ziel sei es, das Unternehmen "wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren". Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Die Möglichkeit zu diesem Schritt sei für solche Fälle im Tarifvertrag ausdrücklich vorgesehen, betonte das Unternehmen. Das bedeute aber nicht, dass Galeria nun nicht mehr tarifgebunden sei, hieß es weiter. Die Folge dieser Kündigung seit zum einen das "Einfrieren" der Vergütung auf dem aktuellen Lohnniveau und zum anderen die Verpflichtung, mit Verdi zu verhandeln, um den Tarifweg nunmehr an die neue Situation anzupassen.
Der Tarifvertrag war nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof unterzeichnet worden und sicherte nicht nur den Erhalt von Standorten, sondern auch Entgeltsteigerungen für die Mitarbeiter analog zum Flächentarifvertrag.
Der Galeria-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass der Schritt keine unmittelbaren Auswirkungen habe. Doch werde die eigentlich vorgesehene schrittweise Annäherung der Löhne und Gehälter an das Tarifniveau damit erst einmal gestört.
Benko als Sanierer
Eigentümer der Warenhauskette ist die Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko. "Den Integrations- und Überleitungstarifvertrag ohne jede Vorankündigung zu kündigen, ist der Gipfel sozialer Verantwortungslosigkeit des Galeria Managements und der Eigentümergesellschaft Signa mit dem Hauptgesellschafter (Rene) Benko an der Spitze", erklärte das bei Verdi für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Freitag.
Gerade die Beschäftigten hätten in der Vergangenheit das Überleben der Kaufhäuser durch einen Verzicht auf Entgelterhöhungen und Zusatzleistungen möglich gemacht. "Die Rettung des Unternehmens liegt jetzt in der Hand des Eigentümers und des Managements", betonte Nutzenberger. Galeria erklärte, das Unternehmen sei in einer "wirtschaftlich angespannten Situation gezwungen, (...) unseren Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi zu kündigen, um unser Unternehmen wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren".
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