Beim Goldpreis soll die Party erst so richtig losgehen
"Der Brexit ist das dominierende Thema, nicht nur bei der Fußball-EM, sondern auch auf den Finanzmärkten", sagt Ronald-Peter Stöferle. Der Goldexperte der Liechtensteiner Investmentgesellschaft Incrementum gibt mit seinem Kollegen Mark Valek jährlich den Report "In Gold we Trust" heraus. Auf 161 Seiten erklären sie heuer, warum sie an eine Bergfahrt des Goldpreises glauben. In zwei Jahren sollte die Unze, die jetzt für gut 1300 US-Dollar gehandelt wird, 2300 Dollar kosten, sagen sie voraus. Und der Brexit sei nur einer von vielen Gründen, warum Gold wieder mehr glänzen werde.
Konjunktur"Die wirtschaftliche Situation in den USA ist alles andere als rosig", stellt Stöferle fest. Die USA könnten Ende 2016, Anfang 2017 sogar in eine Rezession rutschen. Der Glaube, dass die Notenbanken mit ihrer Politik der Billionen zum Nulltarif alle Krankheiten heilen können, lässt spürbar nach. "Die ganze Medizin, die wir in den vergangenen Jahren verabreicht bekommen haben, wird auf breiterer Basis hinterfragt", weiß Mark Valek aus vielen Gesprächen.
ZinstiefDie beiden Goldprofis haben auch mithilfe archäologischer Funde untersucht, wie sich die Verzinsung in den vergangenen 5000 Jahren entwickelt hat. Das Ergebnis: So tief wie jetzt waren die Zinsen noch nie. Dass zumindest in den USA die Zinsen weiter angehoben werden, können die beiden einfach nicht glauben. Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage werde die US-Notenbank gezwungen sein, die Zinsen zu senken – vielleicht sogar in den Negativbereich. "Gold bringt keine Zinsen, bekomme ich oft zu hören", sagt Stöferle. "Stimmt, aber jetzt muss man auch sagen: Gold kostet keine Zinsen."
GelddruckereiDie Experten haben auch einen Vergleich parat, um zu zeigen, wie weit die Geldschleusen der Notenbanken offen stehen – ohne dadurch eine robuste Konjunktur zu erreichen. Allein die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan geben für ihre Programme monatlich so viel Geld aus, dass sie dafür die Goldproduktion eines ganzen Jahres kaufen könnten.
Institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen sind angesichts dieser Gemengelage alarmiert und investieren massiv in Gold. Auch diese Investoren haben dazu beigetragen, dass der Goldpreis im ersten Quartal um gut ein Fünftel gestiegen ist. Das war das beste Startquartal seit mehr als 30 Jahren.
"Wir sind aber erst am Anfang der Party", meinen die Goldexperten. Aktuell kostet die Unze des Edelmetalls etwas mehr als 1300 US-Dollar. In zwei Jahren könnte sie schon für 2300 Dollar gehandelt werden, lautet die Prognose. Mit nach oben gezogen werden die Aktien von Gold- und Silberminen-Konzernen. In Zeiten billiger Edelmetalle mussten sie sich effizienter aufstellen und profitieren jetzt von den steigenden Preisen besonders.
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