Bei Wolkenkratzern wird die Luft dünn
In Wien sind in den vergangenen Jahren die Bürotürme wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Vor allem der Millennium Tower, der Ares Tower, der Andromeda Tower und der 250 Meter hohe DC-Tower prägen den Horizont an der Donau. Doch bei den Wolkenkratzern dürfte der Plafonds mittlerweile erreicht sein. So beherbergt der DC-Tower (93.600 Quadratmeter) zwar den Pharma-Konzern Baxter, ein Fünf-Sterne-Hotel der spanische Sol-Melia-Gruppe und einen Fitnessclub (John Harris), doch nicht alle 60 Stockwerke sind vermietet. Laut Zeitungsinseraten soll "noch Platz auf einigen Hundert oder mehreren Tausend Quadratmetern" sein. Detail am Rande: Im 52. Stockwerk des DC-Towers gibt es beim telegenen Schönheitschirurgen Artur Worseg die eine oder andere Botox-Spritze.
Dass Anbieter von großen Flächen wie dem DC-Tower nicht alles auf einen Schlag los würden, sei logisch und vernünftig, meint Bruno Ettenauer, Chef der Gewerbe-Immobilien-Gruppe CA Immo: "Es ist gut, wenn diese Büros langsam auf den Markt kommen. Die Vermarktung braucht Zeit."
Neue Stadtviertel
Fakt ist aber: Der Wiener Büro-Immobilienmarkt steht vor einem bemerkenswerten Wandel. Gefragt sind heute vor allem moderne Büro-Objekte an sogenannten Cluster-Standorten. "Dabei ist eine sehr gute U-Bahn-Anbindung ganz wichtig, außerdem ein breites, vielfältiges Gastronomie-Angebot für die Mitarbeiter, und es müssen ausreichend Garagenplätze vorhanden sein", erklärt Alexandra Ehrenberger vom größten Wiener Immobiliendienstleister EHL dem KURIER. Für CA-Immo-Chef Ettenauer sind weitere wichtige Kriterien für die Kunden: die Funktionalität und die Raum- und Energieeffizienz der Büros.
Die sogenannten Cluster-Standorte sind eigentlich neue Stadtviertel. Laut dem aktuellen EHL-Büromarktbericht zählen dazu unter anderem die Wiener Lassallestraße und der Messe- und Prater-Bereich; der Stadtteil Neu Marx auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs in Wien-Erdberg, der Business Park auf dem Wienerberg und die "Neo-Kleinstadt" rund den neuen Wiener Hauptbahnhof. Hier gehören die ÖBB-Zentrale (35.000 Quadratmeter), der Erste Campus (90.000 Quadratmeter) und der geplante dreitürmige Büro-Komplex "The Icon Vienna" (96.000 Quadratmeter) zu den Prestige-Objekten. Letzteres ist ein Projekt der Signa Holding von Rene Benko.
Weniger Neubauten
Wurden im Jahr 2014 in Wien rund 220.000 Quadratmeter Büros neu vermietet, so werden es heuer 260.000 Quadratmeter sein. Macht ein Plus von 18 Prozent. Aber es gibt einen Wermutstropfen: Heuer werden nur noch etwa 130.000 Quadratmeter Büroflächen neu gebaut. Für CA-Immo-Chef Ettenauer ist der Büro-Markt in der Bundeshauptstadt mittlerweile gesättigt. Spektakuläre Aufwärtsentwicklungen seien nicht zu erwarten.
Wenig Leerstände
"Ab 15 Euro pro Quadratmeter Miete wird die Luft schon dünn", weiß Ehrenberger. "Nur im ersten Wiener Gemeindebezirk sind die Mieter bereit, mehr als 20 Euro pro Quadratmeter Büro zu zahlen." Beim Top-Objekt "Rathausstraße 1", das im Jahr 2017 fertiggestellt wird, werden sogar 28 bis 30 Euro verlangt. "Das ist eher ein Ausreißer", bestätigt die EHL-Managerin.
Kommentare