Bei Staatsanleihen geht es drunter und drüber

Bei Staatsanleihen geht es drunter und drüber
Großinvestoren werfen Staatsanleihen aus dem Euroraum auf den Markt. Die Anleihenkurse fallen, im Gegenzug steigen die Renditen.

Rette sich wer kann, bevor das Schiff untergeht. Unter diesem Motto werfen immer mehr Großinvestoren Staatsanleihen aus dem Euroraum auf den Markt und nehmen dabei auch Kursverluste in Kauf. Jüngstes Beispiel: Ein großer japanischer Fonds (Japans Anlegern als "Glosov" bekannt) hat sich vollständig von Papieren aus Italien, Spanien und Belgien getrennt. Griechische Anleihen hatte der Fonds schon Ende 2009 komplett verkauft.

Die Konsequenz aus derartigen Verkaufswellen: Die Anleihenkurse fallen, im Gegenzug steigen die Renditen (das Verhältnis von fixen Anleihenzinsen und schwankenden Anleihenkursen). Am Montag hat die Rendite für zehnjährige griechische Staatsanleihen erstmals die Marke von 30 Prozent nach oben durchbrochen. Belgien musste zum Wochenstart für neue Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit eine Rendite von 5,659 Prozent bieten, um Investoren zu locken. Das war der höchste Wert seit Anfang 2000. Bei einer vergleichbaren Emission Anfang Oktober reichten 4,372 Prozent.

Steigen die Zinsen, wird es für die Staaten immer teurer, zu frischem Geld zu kommen. Auch die Banken im Euroraum tun sich immer schwerer, von anderen Instituten Geld zu bekommen, weil das Misstrauen enorm zugenommen hat. Sie sind darauf angewiesen, dass sie sich bei der Europäischen Zentralbank mit ausreichend Kapital versorgen können.

Warnung

Die Eskalation der europäischen Schuldenkrise wie auch die Finanzierungsprobleme der Banken bedrohen mittlerweile die Bonität aller europäischer Länder, warnte die US-Ratingagentur Moody's am Montag. Die Agentur gehe zwar weiter davon aus, dass es im Euroraum nicht zu vielen Staatspleiten kommen werde. Doch selbst bei diesem "positiven" Szenario seien negative Auswirkungen auf die Ratings zu befürchten.

Bis es einen effektiven politischen Plan zur Lösung der Schuldenkrise gebe, könnte es eine Serie weiterer Schocks geben. Das wiederum könnte dazu führen, dass es für weitere Euroländer unmöglich (weil viel zu teuer) wird, sich auf den Kapitalmärkten mit Geld zu versorgen - womit weitere Hilfsprogramme nötig wären, warnte Moody's.

In jüngster Zeit flammten immer wieder Gerüchte auf, Griechenland wolle wieder Drachmen einführen und ließe diese bereits im Geheimen drucken. Das ließ sich offiziell nicht verifizieren. Mancher scheint sich aber dennoch auf Drachmen vorzubereiten. Icap, die weltgrößte elektronische Handelsplattform für Währungen, testet bereits Systeme, mit denen Drachmen gegen Euro und US-Dollar gehandelt werden können, berichtet die griechische Zeitung Ekathimerini.

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