Bei Hypothekar-Krediten recht solide

In Wien wohnen nur 18 Prozent der Haushalte im Eigentum.
Anders als EU-Ausschuss sieht Gouverneur Nowotny keine Probleme durch die Preisexplosion bei Wohnimmobilien.

In der Finanzkrise und dem anschließenden Zinstief ist viel Geld in Immobilien geflossen. Wer es sich leisten konnte, investierte in Betongold. Der Zuzug nach Österreich, vor allem nach Wien, machte Wohnraum zur Mangelware. All dies trug dazu bei, dass die Preise heimischer Wohnimmobilien durch die Decke gingen. Seit dem Jahr 2000 schossen die Preise im Österreich-Durchschnitt um 80 Prozent in die Höhe, in Wien haben sie sich sogar mehr als verdoppelt. Grund genug für den Risiko-Ausschuss der EU, Österreich zu jenen Ländern zu zählen, in denen die Preisentwicklung Zeichen einer Blase zeigen und ein echtes Problem für die kreditgebenden Banken und ihre Kunden werden könnte. Rauschen die Preise wieder in den Keller, würde ein Teil der Sicherheiten für Hypothekarkredite zerbröseln.

Übertrieben

Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny ist anderer Ansicht als der Risiko-Ausschuss – dem er selbst angehört. Ja, die Immobilienpreise seien stark gestiegen, allerdings von einem viel tieferen Niveau weg wie in anderen Ländern. Laut OeNB-Analyse hat sich der Preisauftrieb zuletzt auch eingebremst. In Österreich sind Hypothekarkredite in Höhe von 28 Prozent der Wirtschaftsleistung vergeben. In den Niederlanden und Schweden sind es 62 bzw. 65 Prozent. Nowotny mahnt die Banken trotzdem, bei der Kreditvergabe auf die Nachhaltigkeit zu achten.

In Wien, wo der Preisauftrieb besonders heftig war, hätten nur 18 Prozent der Haushalte eine Eigentumswohnung, so OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald. Das Problem sei also nicht allzu groß. Vor allem auch deshalb, weil sich vor allem vermögendere Haushalte für Eigentum entschieden haben. Weil die Investitionen in den Wohnbau heuer stark steigen, besonders in Wien, werden bald viele neue Wohnungen auf den Markt kommen. Auch das sollte den Preisauftrieb bremsen.

Franken-Kredite

Schon mehr Sorgen macht den Notenbankern der Berg an Krediten, die auf Schweizer Franken lauten. Der hat sich zwar seit 2008 auf mittlerweile rund 21 Milliarden Euro mehr als halbiert. Zwischen den Krediten und den Tilgungsträgern, mit denen die Kredite am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden sollen, klafft aber noch immer ein Riesenloch von sechs Milliarden Euro. Die Banken sollten hier rechtzeitig aktiv werden und Lösungen mit den Kunden suchen, lautet Nowotnys Appell.

Weil die Kreditzinsen tief sind, schwenken mittlerweile mehr Österreicher auf Darlehen mit Fixzinsen um, um sich den Vorteil länger zu sichern. 65 Prozent haben aber immer noch variabel verzinste Kredite laufen (im Euroraum macht dies nur jeder Vierte). Die Nationalbank hat getestet, wie sich die Kreditausfälle entwickeln würden, wenn die Zinsen kräftig anziehen. Fazit: Es passiert nicht viel, der Ausfall, der Banken treffen würde, wäre vermutlich gering.

Der Kassasturz über das Geschäftsmodell der heimischen Banken, viel auf Osteuropa zu setzen, hat ein sehr differenziertes Bild ergeben. Bei der Betrachtung der Jahre 2003 bis 2015 stehen Gewinnen von mehr als 25 Milliarden Euro Abschreibungen von acht Milliarden gegenüber. Slowenien, die Ukraine und Ungarn stellten sich insgesamt als unprofitabel heraus. Die höchsten Gewinne gab es in Tschechien, Russland und der Slowakei.

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