Bei erneuerbaren Energien braucht es mehr Tempo

APG-Netz & Windräder im Sonnenuntergang
Österreich muss Treibhaus-Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien haben der Bund und die Bundesländer alle Hände voll zu tun, um die vorgegebenen Ziele auch zu erreichen. Zwar haben die Länder in den Jahren 2005 bis 2019 ihre Treibhausgasemissionen im Nicht-Emissionshandelsbereich (Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft, Abfallbranche) reduziert. Musterschüler ist Kärnten mit einer Reduktion um 15 Prozent, gefolgt von Wien (–13 Prozent) und Niederösterreich (–12 Prozent).

„Das ist ein sehr positives Bild, aber wenn wir den Zehn-Jahres-Trend anschauen, sehen wir, dass dieser stagniert, wir müssen aber nach unten“, sagt Günter Pauritsch von der Österreichischen Energieagentur. Das Emissionsreduktionsziel bis 2030 wurde aufgrund der Lastenteilungsverordnung der EU von minus 36 Prozent auf minus 48 Prozent erhöht. „Es besteht ein Zielanpassungsbedarf zwischen Bund und Bundesländern, die Länder sind schon nah am Bundesziel dran, das Delta beträgt drei Prozentpunkte,“ sagt Pauritsch. Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg haben bereits höhere Ziele in ihren Länderplänen, im Burgenland und Tirol ist die Lage noch unklar; und die Steiermark sowie Wien haben niedrigere Ziele.

Elektrifizierung

Indes ist der Stromverbrauch in Österreich leicht steigend. „Die Energiewende ist nicht nur eine Wende von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern, sondern vor allem zu erneuerbarem Strom. Wir sind auf dem Weg zu hundert Prozent erneuerbaren Strom“, sagt Pauritsch. „Die Elektrifizierung ist ein sehr starker Trend in vielen Bereichen, bei der Elektromobilität und bei den Wärmepumpen, auch bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff sind wir in einem Bereich, der sehr viel erneuerbaren Strom benötigen wird.“

Der Experte geht davon aus, dass der Stromverbrauch massiv ansteigen wird. Österreich hat das Ziel, die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern bis 2030 um 27 Terawattstunden (TWh) zu erhöhen, das Ziel der Bundesländer ist bisher „ein Zubau von 23,4 TWh“. Das heißt, die Bundesländer müssen um 3,6 TWh nachbessern.

Grundsätzlich sollten die Länder sowohl Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik als auch Biomasse (Wärmepumpen) ausbauen. Doch nicht alle Länder sind schon bereit dafür. „Im Vorjahr sind – mit Ausnahme von Salzburg – keine Neuflächen für Windkraft ausgewiesen worden“, sagt Stefan Moidl von der IG Windkraft. Die Bewilligungsverfahren liegen in den Händen der Länder und sind langwierig. In Deutschland ist die Zielsetzung zwei Prozent der Landesflächen für Windenergie im Jahr 2030, Österreich nutzt im Moment 0,2 Prozent der Fläche für Windenergie.

Erleichterungen

„Wir könnten die Stromerzeugung aus Windenergie verzehnfachen, wenn wir ähnliche Vorstellungen hätten wie in Deutschland“, sagt Moidl. „Die Länder sind gefordert, die Rahmen zu verändern.“

Man könnte die Windkraft-Ziele bis 2030 sogar übererfüllen, weil die modernen Windräder mehr Strom produzieren. Auch in Sachen Photovoltaik gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. „Es ist wichtig, dass die Genehmigungsverfahren erleichtert und standardisiert werden“, sagt Vera Immitzer von Photovoltaik Austria. Mit dem „Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz“ soll das bewerkstelligt werden.

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