Bei der voestalpine droht in Österreich Kurzarbeit

Symbolbild
Der Handelsstreit und die Strafzölle setzen dem Stahlkonzern stark zu. Die Klimaschutzziele verlangen hohe Investitionen.

Der von US-Präsident Donald Trump angefachte internationale Handelsstreit und seine Strafzölle auf Stahl-und Aluminiumimporte versetzen dem oberösterreichischen Stahlkonzern voestalpine einen gehörigen Dämpfer. Gleichzeitig erfordern die EU-Klimaschutzziele (CO2-Neutralität bis 2050) milliardenschwere Investitionen. Der Konzern muss sparen. Als nächstes droht Kurzarbeit in Österreich.

Einsparungen

"Wenn es zu Auftragsausfällen oder Verschlechterungen kommt, würden wir als nächsten Schritt auf die Möglichkeit der Kurzarbeit in Österreich zurückgreifen", sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner im Gespräch mit der APA. "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz", fügte er hinzu. Forciert würden derzeit die Reduktion von Überstunden, Urlaubsabbau, Einsparungen bei Personalleasingfirmen und "natürlich werden nicht alle freiwerdenden Stellen nachbesetzt".

Die voestalpine betreibt weltweit rund 500 Standorte mit mehr als 50.000 Beschäftigten, fast 23.000 davon in Österreich. Das Kontingent der Leiharbeiter - in guten Zeiten sind damit weltweit mehr als 3.000 Stellen besetzt - wurde mittlerweile fast auf null zurückgefahren.

Scharfer Wind

Besonders stark betroffen von den im Sommer 2018 eingeführten US-Strafzöllen auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte ist voestalpine Tubulars im steirischen Kindberg. Dort wird die Produktion seit vergangenen September gedrosselt - es wurde von Vier- auf Dreischichtbetrieb mit zehn Prozent weniger Personal umgestellt. 125 der rund 1.300 Mitarbeiter an dem Standort seien inzwischen anderswo im Konzern, bei Partnerfirmen oder in der Stahlstiftung untergekommen.

In Deutschland und Holland weht bei der voestalpine bereits ein noch wesentlich schärferer Wind - in zwei Werken wird in größerem Stil Personal abgebaut. Bei der deutschen Konzerntochter Buderus Edelstahl in Wetzlar etwa werden demnächst 325 der 1.500 Jobs gestrichen - bei 125 Arbeitnehmern laufen Ende März auf ein Jahr befristete Verträge aus und werden nicht erneuert; zusätzlich sind beim Stammpersonal in den kommenden Monaten rund 200 Kündigungen geplant. Darüber werde jetzt im Jänner und im Februar verhandelt, berichtete Eibensteiner.

Technologieumstellung

Auch der "Green Deal" der EU setzt die voestalpine als größten Kohlendioxid-Emittenten Österreichs unter Druck. Denn bis 2050 muss demnach selbst die europäische Schwerindustrie CO2-frei produzieren. Das erfordert bei dem Stahlhersteller eine grundlegende Technologieumstellung und hohe Investitionen, "die aber auch wirtschaftlich darstellbar sein müssen", betonte der CEO. Derzeit ist der Stahl- und Technologiekonzern für rund die Hälfte der CO2-Emissionen der gesamten heimischen Industrie und somit für etwa zehn Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen in Österreich verantwortlich.

Mindestens eine Milliarde Euro würde es das Unternehmen kosten, drei der fünf Hochöfen in Österreich von klimaschädlicher Kohle auf Strom umzustellen. "Das wird schon noch dauern", räumte der voestalpine-Chef ein. Frühestens ab 2030 könnte das "Hybrid-Stahlwerk", mit dem der CO2-Ausstoß der Voest um ein Drittel sinken würde, dann in Betrieb gehen.

Zweckwidmung gefordert

"Damit wir aber auch wirklich starten können, muss die Wettbewerbsfähigkeit gegeben sein. Und davon sind wir jetzt sehr weit weg." Eibensteiner wünscht sich dafür etwa einen Strompreis, der deutlich niedriger ist und eine Zweckwidmung der CO2-Zertifikatskosten für Innovationen in grüne Technologien. Er wies darauf hin, dass die voestalpine im laufenden Geschäftsjahr rund 100 Millionen Euro für CO2-Zertifikate bezahle und dieses Geld nicht zweckgewidmet sei.

Doch selbst wenn die voestalpine, wie angedacht, die zwei kleineren Hochöfen in Linz und einen der beiden in Donawitz durch Elektro-Öfen ersetzt, fehlen immer noch zwei Drittel CO2-Reduktion. "Es gibt noch die Möglichkeit, Wasserstoff in unserem Prozess zu verwenden - das ist eine Geschichte, die nach 2035 vorstellbar ist", so Eibensteiner. "Das Thema ist wieder, wie wirtschaftlich ist eine Wasserstofftechnologie und auch technisch ist noch sehr viel Forschungsarbeit zu leisten. Wir stehen fast am Anfang", verdeutlichte der Manager.

Unterstützung

Ziel ist es, Kohle und Koks als Energieträger für die hohen Temperaturen, die für die Stahlerzeugung nötig sind, zu ersetzen und somit die CO2-Emissionen zu senken. Ohne finanzielle Unterstützung der EU und Österreichs ist solch ein Transformationsprozess laut Eibensteiner "nicht machbar".

Am 6. Februar legt die voestalpine ihre Zahlen für das dritte Geschäftsquartal vor - Analysten rechnen mit operativen Verlusten und dann für das Gesamtjahr 2019/20 mit einer kräftigen Dividendenkürzung. Laut Raiffeisen Centrobank (RCB) dürfte sich die Ausschüttung von zuletzt 1,10 Euro je Aktie (2018/19) auf 60 Cent fast halbieren. Im Geschäftsjahr 2018/19 war der Konzerngewinn (nach Steuern) um 44 Prozent auf rund 459 Mio. Euro zusammengeschmolzen. Der Umsatz hatte sich auf 13,6 Mrd. Euro belaufen.

 

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