Bei Altersvorsorge noch recht sparsam
Die fetten Jahre sind vorbei, auch bei den Versicherungen. Wer nach dem 20. Dezember eine Lebensversicherung abschließt, bekommt nur noch eine garantierte Verzinsung von maximal 1,75 Prozent (nach bisher zwei Prozent). Das hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) angeordnet, weil die Kapitalmarktzinsen so tief sind. Kunden können nur hoffen, dass die Assekuranzen gute Erträge erwirtschaften und auf den mageren Zinssatz spürbare Überschussbeteiligungen draufpacken können.
Für die Allianz gibt Vorstand Manfred Baumgartl die Gesamtrendite (also Zinssatz plus Überschuss) von Lebensversicherungsverträgen mit rund 3,25 Prozent an. Dieser Wert von heuer soll auch im kommenden Jahr erreicht werden können. Die 3,25 Prozent gelten aber nicht für sämtliche Einzahlungen des Kunden, sondern für jenen Teil, der dem Kapitalaufbau dient. Nicht aber für den Risikoteil, mit dem etwa für den Fall einer Berufsunfähigkeit vorgesorgt wird. Für die gesamte Prämieneinzahlung ergebe sich damit eine Rendite von 2,0 bis 2,5 Prozent, kalkuliert Baumgartl.
Teuerungsraten
Lebensversicherungen, deren Vertragsende bald bevorsteht, hätten in der Regel Renditen von ein bis zwei Prozentpunkte mehr als die Inflationsrate abgeworfen. „Derzeit ist das Schlagen der Inflation ein Thema“, ist sich der Allianz-Vorstand bewusst, dass das angesichts der mageren Erträge bei sicheren Veranlagungen eine Herausforderung ist.
Als reines Sparprodukt ist eine Lebensversicherung aber ohnehin nicht konzipiert. Es geht „um das Abdecken biometrischer Risken“, sagt Baumgartl. Das heißt das Risiko eines frühen Todes (die Absicherung der Hinterbliebenen) oder von Langlebigkeit (private Zusatzpension für etliche Jahrzehnte) abzudecken. Durchschnittlich 831 Euro pro Kopf und Jahr stecken die Österreicher in Lebensversicherungen. Der Europa-Durchschnitt liegt bei 1470 Euro. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass in anderen Ländern die erste Säule (staatliche Pension) weniger tragfähig ist als in Österreich – daher wird mehr in die Privatvorsorge gesteckt.
„Die steigende Lebenserwartung und die Staatsverschuldung werden aber auch bei uns zu weiteren Leistungskürzungen im Umlagesystem führen“, ist Baumgartl überzeugt. Anschauliche Zahlen dazu: 1950 kamen in Österreich auf jedes neugeborene Baby etwa elf Personen über 60. Laut Prognosen werden es 2050 bereits vierzig Über-60-Jährige sein. https://images.kurier.at/46-52754098.jpg/1.806.488
Aktuell zahlen die Österreicher in Summe sechs bis sieben Milliarden Euro pro Jahr in Lebensversicherungen ein. In etwa dieselbe Größenordnung wird jedes Jahr auch ausgezahlt. Und zwar das meiste, auf Kundenwunsch, auf einmal. Weniger als zehn Prozent der auslaufenden Versicherungen werden verrentet, also in Form einer Zusatzpension konsumiert.
Unisex
Wie berichtet, treten mit 21. Dezember die sogenannten Unisex-Tarife in Kraft. Bei neuen Versicherungsverträgen darf es dann keinen geschlechtsspezifischen Unterschied mehr geben. Die Konsequenz: Rentenversicherungen werden für Männer um voraussichtlich etwa fünf Prozent teurer. Frauen werden beispielsweise für Risikoversicherungen um fünf bis zehn Prozent und für Begräbniskostenversicherungen um 15 Prozent mehr zahlen müssen.
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