"Begrenzung hätte negative Folgen für Europa"

"Begrenzung hätte negative Folgen für Europa"
Börse: Superfund-Chef Christian Baha spricht im KURIER-Interview über den High-Speed-Handel.

Christian Baha ist ein weltweit tätiger Fondsmanager. Seine Firma Superfund setzt auf vollautomatisierte selbstentwickelte Computer-Handelssysteme und zählt zu den führenden Unternehmen der Finanzindustrie.

KURIER:Der Hochfrequenzhandel (HFT) ist umstritten, haben Sie keine Bedenken?

Christian Baha: Auch wenn Superfund kein High-Frequency-Fonds ist, schätze ich das Potenzial dieser Branche und sehe ausschließlich Vorteile für die Börsen, die Volkswirtschaft und die Kunden, die in solche Fonds investieren. Computerprogramme, die in Mikrosekunden – weitaus schneller als der Flügelschlag einer Stubenfliege – handeln, können millionenfach minimalste Preisunterschiede gleicher Wertpapiere weltweit profitabel ausnutzen, wodurch sich Vorteile für alle anderen langsameren Marktteilnehmer ergeben.

Wo liegt der Vorteil, wenn Börsenhandel in Milli- und Mikrosekunden abläuft?

Der Vorteil bei den besten HF-Tradern liegt darin, dass sie die stabilsten und risikoadjustierten höchsten Erträge für deren Anleger erzielen und den Börsen enorme Liquidität zufügen. Eine Studie der Tabb Group zeigte, dass alle Marktteilnehmer durch die kurzen Spannen zwischen Kauf- und Verkaufskurs profitieren, weil durch steigende Liquidität die Transaktionskosten sinken und die Wertpapier-Preise günstiger werden. Deshalb ist der automatische Handel im britischen Aktienmarkt jetzt für 77 Prozent des Aktienhandelsvolumens verantwortlich.

Was nützt den Börsen der Hochfrequenzhandel?

Meiner Meinung nach stellen sie den Finanzmärkten notwendige Liquidität – auch in Stresssituationen – zur Verfügung. Auch wenn der Hochfrequenzhandel mit dem Flash-Crash vom 6. Mai 2010 ins Gerede gekommen ist, glaube ich, dass angebliche marktmanipulierende Spekulation langfristig unmöglich ist, weil Preise ausschließlich von fundamentalen Ursachen sowie durch menschliche Angst und Gier getrieben werden. Hochfrequenzhandel sorgt durch die Aufnahme von immensen Risiken für mehr Liquidität auf den Finanzmärkten, was allen zugutekommt.

Befürchten Sie Nachteile, sollte der HFH stärker reguliert oder verboten werden?

Mein Unternehmen Superfund setzt sich seit dem Jahr 2000 für mehr Transparenz und fairen Wettbewerb im europäischen Finanzmarkt sowie für eine Stärkung des Österreichischen Finanzplatzes ein. Doch eine gesetzliche Begrenzung des Hochfrequenzhandels wird erheblich negative Folgen für die Finanzmärkte haben und Europa extrem benachteiligen, da das Handelsvolumen dann eben nach Asien und in die USA abwandert und gleichzeitig viel Liquidität in Europa verloren geht.

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