BEGAS: Gesundheitszustand von Simandl wird geprüft

APA8681962-2 - 19072012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - THEMENBILD - Blick auf die Zentrale des burgenländischen Energieversorgers "BEGAS" am Donnerstag, 19. Juli 2012, in Eisenstadt. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Aufregung um neue Verdachtsmomente und um eine fette Honorarnote einer Anwaltskanzlei.

Ins Ermittlungsverfahren um die mutmaßlichen Malversationen beim burgenländischen Gasversorger Begas, heute Energie Burgenland, kommt Bewegung. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft nimmt einen neuen Anlauf, den Hauptverdächtigen Rudolf Simandl erstmals verhören zu können. Sie hat den Grazer Sachverständigen für Psychiatrie, Manfred Walzl, beauftragt, die Vernehmungsfähigkeit des erkrankten Ex-Managers zu prüfen.

BEGAS: Gesundheitszustand von Simandl wird geprüft
In denkbar schlechter Verfassung: Rudolf Simandl.
Simandl, der im Verdacht steht, seinen Ex- Arbeitgeber um mehr als fünf Millionen Euro geschädigt zu haben, ist seit Mitte Juni in einem Rehabilitationszentrum im Waldviertel in Therapie. Diagnose: schwere Depression. Seit Beginn der Ermittlungen im April 2012 konnte er noch nie von den Ermittlern befragt werden. In einem ersten Gutachten (März 2013) hat Walzl bescheinigt, dass Simandl in zwei bis drei Monaten vernehmungsfähig sein wird. „Wir rechnen mit dem neuen Gutachten in zwei bis drei Wochen“, sagt Oberstaatsanwältin Eva Habicher zum KURIER.

Laut Aktenlage steht Simandl mittlerweile im Verdacht, sich mit viel krimineller Energie an der Begas selbst dient zu haben: Unter anderem soll er Provisionen (1,32 Millionen Euro) und Tausende Euro Kilometergeld unrechtmäßig eingestreift haben. Und: Er soll sich eine Privatwohnung in Graz von einem Tischler auf Kosten der Begas einrichten haben lassen. Preis: 41.336 Euro. Bezahlt wurde die Rechnung letztlich in Form einer Begas-Bonuszahlung auf Gaslieferungen, obwohl die Tischlerei keinen Gasanschluss hatte. Schon im Jahr 2000 ist man Simandl offenbar auf die Schliche gekommen, dass er zumindest 14 Spesenabrechnungen manipuliert hatte: Datum verändert, Datum unkenntlich gemacht oder herausgeschnitten. Simandl musste 1090 Euro zurückzahlen, weitere Konsequenzen hatte das für ihn aber nicht. Die Original-Belege hatte eine Ex-Buchhalterin verwahrt und den Ermittlern jetzt übergeben. Sie will von weiteren 60 manipulierten Rechnungen wissen. „Die Verdachtslage ist sehr dicht“, bestätigt Simandls Verteidiger Roland Kier dem KURIER. „Ich kann aber nicht sagen, was daran stimmt und was nicht, da ich mit dem Mandanten nicht darüber sprechen kann.“

Umstrittenes Honorar

Indes kommt die Aufarbeitung der Affäre der landeseigenen Energie Burgenland teuer zu stehen. Sie beauftragte damit die Anwaltskanzlei Lansky Ganzger & Partner. Alleine für April legte diese eine Rechnung über 257.000 Euro brutto. Doch die Burgenländer wiesen die Rechnung zurück. Sie hatten Einwände: „Doppelverrechnung von Positionen“, „ausufernde Recherchetätigkeit mit beträchtlicher Kostenanhäufung“, „nicht nachvollziehbare Besprechungen mit unbekannter Person“ und „faktisch unmögliche Verrechnung von Leistungsstunden“. So soll eine Lansky-Anwältin am 16. April gar „26,5 Stunden“ am Fall Begas gearbeitet haben. Ein Sekretariatsfehler, bedauerte die Kanzlei, es seien nur 14,5 Stunden gewesen. Und das Gespräch mit dem unbekannten „Ronny Twitter“, das mit 875 Euro verrechnet wurde, entpuppte sich als eines mit Ronald Reiter, dem Büroleiter von Landeshauptmann Hans Niessl: Schreibfehler.

Laut Anwalt Gabriel Lansky wurden alle Fehler korrigiert, am Ende erhielt die Kanzlei 235.000 Euro brutto überwiesen. Indes wurde die beanstandete Honorarnote „anonym“ der Staatsanwaltschaft übermittelt.

Die Korruptionsaffäre um Rudolf Simandl platzte im April 2012, als erstmals belastendes Material gegen ihn auftauchte. Der Verdacht: Untreue. Er wurde gefeuert. Im Juni wurde auch Co-Vorstand Reinhard Schweifer entlassen, der alle Vorwürfe bestreitet und seine Fristlose vor Gericht bekämpft. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen 13 Beschuldigte. Einige davon sollen Simandl mit Unterschriften und Scheinrechnungen bei den mutmaßlichen Malversationen Beihilfe geleistet haben. Der Ex-Manager unterhält in Liechtenstein die Nonac Stiftung, bei der er (2011) 14,11 Millionen Euro Schwarzgeld geparkt hatte; im März 2013 sollen nur vier Millionen Euro vorhanden gewesen sein. Fakt ist: Fünf Millionen Euro überwies er dem Finanzamt und 500.000 Euro der Energie Burgenland als Schadenersatz. Woher der Reichtum tatsächlich stammt und wohin die restlichen Millionen Euro geflossen sind, ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen.

Kommentare