Beate Uhse kämpft ums Überleben

Erotic-Store in Hamburg im Jahr 2002
Letzte Chance: Ein neuer Vorstand soll das Ruder herumreißen.

Der deutsche Erotik-Händler Beate Uhse bekommt einen neuen Boss. Der Aufsichtsrat hat den Handelsmanager Michael Specht per 15. April auf den freien Posten des Vorstandsvorsitzenden berufen. Er folgt Nathal van Rijn nach, der nach nur wenigen Monaten an der Spitze das Unternehmen im Jänner verlassen hatte. Specht arbeitete zuvor unter anderem für Foot locker Germany, The North Face, L'TUR und Starbucks.

Eines ist garantiert: Der neue Job wird spannend. Ein Vorstandsposten bei Beate Uhse war in den vergangenen Jahren immer ein Schleudersitz. Trotz der hohen Bekanntheit der Marke kämpft das Unternehmen mit Imageproblemen, rückläufigen Umsätzen und hartnäckigen Verlusten. Für die ersten neun Monate des Vorjahres wies Beate Uhse bei einem Umsatz von 77,8 Millionen Euro einen Verlust vor Steuern von 4,85 Millionen Euro. Die Veröffentlichung der Zahlen für das gesamte Jahr war eigentlich für Gründonnerstag vorgesehen, wurde aber wegen des Wechsels im Vorstand auf Mai verschoben.

Schmuddelimage

Die Unternehmensgründerin Beate Rotermund-Uhse, die 1962 den ersten Sexshop in Deutschland eröffnete, war die Pionierin der Branche. Sie schaffte es, dass aus Beate Uhse eine der bekanntesten Marken wurde. Trotzdem leidet das Unternehmen unter den Altlasten der Vergangenheit. Viele Kunden verbinden mit dem Unternehmen immer noch ein leicht schmuddeliges Image - eine Mischung aus Rotlicht, Porno und Bahnhofskino. Schon lange versucht die Firma, Frauen und junge Paare als Kunden zu gewinnen. Dafür wurde das Sortiment geändert, das Logo femininer gestaltet und der berühmte Katalog eingestellt. Ein Wachstumskurs wollte sich dennoch nicht einstellen. Das verschwindende Geschäft mit Sexfilmen auf Video-Kassetten oder DVD, das längst gratis im Internet verfügbar ist, konnte nicht ersetzt werden.

"Das Ruder wurde zu spät in Richtung E-Commerce herumgeworfen", sagt ein Branchenkenner. Der Großteil des einschlägigen Sortiments werde über die Handelsplattform Amazon verkauft. Wer dort nach einem Vibrator sucht, bekommt mehrere Dutzend Modelle in diversen Variationen präsentiert.

Pennystock

Die Aktie von Beate Uhse ist schon lange ein sogenannter Pennystock. So werden Aktien bezeichnet, die nur ein paar Cent wert sind. Das gesamte Unternehmen bringt nur noch einen Wert von weniger als 17 Millionen Euro auf die Waage. In zwei Jahren muss das Unternehmen eine hoch verzinste Anleihe über 30 Millionen Euro zurückzahlen. Im Vorjahr hatte man schon Mühe dabei, die fälligen Zinsen aufzubringen. Wenn sich die Lage nicht blitzartig verbessert, wird bald kein Geld mehr in der Kasse sein. Dann sind die Eigentümer gefragt. Dazu zählen die schleswig-holsteinischen Sparkassen und der niederländische Unternehmer Gerard Cok. Sie werden entscheiden müssen, ob Beate Uhse bald Geschichte sein wird.

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