Brasilien-Deal soll Lenzing "gegen die Chinesen im Spiel halten"

Brasilien-Deal soll Lenzing "gegen die Chinesen im Spiel halten"
Weltgrößter Zellstoffproduzent Suzano kauft 15-Prozent-Anteil von B&C mit Option auf mehr. Standortgarantie für Lenzing und Börsenotiz in Wien

Der größte Zellstoffkonzern der Welt, Suzano, steigt beim oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing ein. Suzano übernimmt vom bisherigen Haupteigentümer B&C zunächst einen 15-Prozent-Anteil  für 230 Mio. Euro und kann bis Ende 2028 einen weiteren 15 Prozent-Anteil erwerben.  B&C reduziert seine Beteiligung an Lenzing von 52,25 auf 37,25 Prozent, bleibt aber weiterhin Kernaktionär.

Brasilien-Deal soll Lenzing "gegen die Chinesen im Spiel halten"

B&C und Suzano bilden nach Abschluss der Transaktion ein langfristiges Lenzing-Aktionärssyndikat und B&C wird die Kontrolle in diesem Syndikat ausüben. "Der Deal stellt sicher, dass Lenzing österreichisch bleibt und der Standort Lenzing weiter ausgebaut wird. Suzano wird einen Turbo reinbringen", sagte B&C-Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Hofer. Warum die Brasilianer zunächst 15 Prozent übernehmen und sich einer weitere 15-Prozent-Option offenhalten, verglich Hofer mit einer Verlobung. "Die Brautleute ziehen noch nicht zusammen, sondern schauen sich zuerst an, ob die Möbel ins Wohnzimmer der Braut passen".

Standortgarantie für Lenzing

Im Rahmen des Partnerschaftsvertrages wurde eine langfristige Sicherung des Standortes Lenzing vereinbart, um den Hauptsitz und das Werk in Lenzing sowie wesentliche F&E-Aktivitäten am Standort abzusichern. Auch die Börsenotiz in Wien wurde bestätigt.

"Lenzing im Spiel halten gegen die Chinesen"

B&C-Geschäftsführer Patrick Lackenbucher betonte, dass mit dem Deal die globale Position von Lenzing gestärkt werde. "Wie können damit Lenzing im Spiel halten gegen den zunehmenden Wettbewerb aus China". Suzano erhält zwei Aufsichtsrichtsratssitze bei Lenzing. 

Der weltgrößte Zellstoffproduzent

Die börsennotierte Suzano mit Sitz in Sao Paolo ist der weltgrößte Zellstoffproduzent und feiert heuer sein 100-Jahr-Jubiläum. Suzano-Chef Walter Schalka betonte, er strebe eine "langfristige Partnerschaft" an. "Wir haben lange um Lenzing gebuhlt". Schalka erhofft sich von der Beteiligung "großes Potenzial für weiteres Wachstum". Es könnten auch Synergien genutzt werden. Hofer sieht durch die Partnerschaft auch die Rohstoffversorgung in einer zunehmend unsicheren globalen Lieferkette gesichert. "Suzano ist ein starker Rohstofflieferant für Lenzing und auch in der Logistik stark". 

Der Konzern beschäftigt 40.000 Menschen in 12 Fabriken weltweit und liefert in mehr als 100 Länder. Der Zellstoff wird aus Biomasse hergestellt, die aus eigens angebauten Eukalyptusbäumen besteht. Dafür werden täglich 1,2 Millionen Bäume auf den eigenen Plantagen gepflanzt. Suzano bewirtschaftet rund 26.000 km2 Land und rund 40 Prozent. davon stehen unter dauerhaftem Naturschutz. In allen Betrieben gilt eine Null-Entwaldungs-Politik. 

Aktienkurs hebt ab

Der brasilianische Konzern bezahlt 39,70 Euro je Lenzing-Aktie und damit einen höheren Preis als der aktuelle Börsenkurs.  Die Lenzing-Aktie notierte zuletzt bei 32,20 Euro, die Marktkapitalisierung belief sich auf 1,25 Mrd. Euro. Der Aktienkurs legte nach Bekanntwerden des Deals am Mittwoch um mehr als 14 Prozent zu. Mehr als 40 Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz, Goldman Sachs hält sieben Prozent.

Strategische Partner gesucht

Die B&C-Gruppe hatte Mitte April bereits angekündigt, strategische Partner für ihre Kernbeteiligungen an Lenzing, Semperit und AMAG zu suchen und dafür ein Absinken ihrer Beteiligungen unter die 50-Prozent-Schwelle in Kauf zu nehmen. Alle drei Unternehmen, insbesondere AMAG und Lenzing, hätten Investitionen zu stemmen, "die aus den Unternehmen nicht immer finanziert werden können", hieß es damals.   

Ehemaliger Lenzing-CEO wird neuer Chef von Borealis

Zuvor wurde bekannt, dass der ehemalige Lenzing-CEO Stefan Doboczky der neue Chef der OMV-Chemietochter Borealis wird. Das gab die OMV am Mittwoch bekannt. Doboczky wird die Position ab dem 1. Juli übernehmen. Sein Vorgänger, Thomas Gangl, wird ab Mitte des Jahres das Europageschäft des britisch-indischen Stahlunternehmens Liberty Steel leiten. Doboczky war von 2015 bis 2021 Vorstandsvorsitzender des oberösterreichischen Faserherstellers Lenzing.

Außerdem war er seit 2019 im Aufsichtsrat der OMV, er hat die Position zugunsten des Chefpostens bei Borealis aber zurückgelegt.

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