Bawag praktisch schon ausverkauft

Bawag praktisch schon ausverkauft
Fonds und Versicherungen kaufen, für Kleinanleger bleibt wenig. Post sucht neuen Bank-Partner.

Der Börsegang der Bawag/PSK geht großteils an den österreichischen Privatanlegern vorbei. Der Löwenanteil des öffentlichen Angebots von mehr als 40 Prozent der Bank dürfte bei internationalen und heimischen Großinvestoren – Fonds und Versicherungen – platziert werden. "Der Kleinanleger steht nicht im Fokus", sagt denn auch Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger.

Die Bank werbe ja auch nicht für den Börsegang, sondern habe lediglich den Kapitalmarktprospekt auf Englisch auf ihrer Homepage. Auch sei die Bandbreite für den Aktienkurs von 47 bis 52 Euro am oberen Rand dessen, was derzeit für Finanzinstitutionen in Europa bezahlt werde. Der eine oder andere Privatanleger, der die Bawag-Aktie dennoch zeichne, kaufe jedenfalls eine gut gemanagte Bank, betont Rasinger. Die Zukunft sei allerdings unsicher. Dazu finde sich auch wenig im Börseprospekt.

Appetit der Großen

Großanleger greifen indes kräftig zu: Einen Tag nach Zeichnungsbeginn liegen laut Bank of America schon Orders für zwei Milliarden Euro vor. Das Gesamtangebot umfasst nur knapp mehr.

Nach Börsegang wird die Bawag übrigens zu 32 Prozent Cerberus, zu 23 Prozent Golden Tree und zu 2,6 Prozent Industriellen (darunter Hannes Androsch) gehören, die sich von einem Drittel ihres Bawag-Anteils trennen. Die Post verkauft nichts und bleibt bei 0,5 Prozent.

Unsicher ist die Zukunft des Bankbetriebs in den Postfilialen. Die Bawag hat ja angekündigt, den Kooperationsvertrag mit der Post beenden zu wollen. Das geht zwar erst per Ende 2020, die Bawag hat aber ihren Rückzug bereits begonnen. In 100 der 433 gemeinsam betriebenen Standorte habe die Bank gar keine Berater mehr, sagt Post-Filialvorstand Walter Hitziger. Zudem will die Bawag jene 74 der 433 gemeinsamen Standorte, die ihr gehören, ohne Post betreiben. Für die Post dürfte der Verlust der Bawag durchaus schmerzhaft sein. Denn die Kooperation brachte ihr rund 50 Millionen Euro im Jahr ein. Nun wird zwar ein neuer Finanzpartner gesucht. Die Chance, damit ähnlich hohe Erträge zu erzielen, ist allerdings gering. Denn das Bankgeschäft in den Filialen schrumpft.

Kommentare