Bauland liegt brach und "keiner gibt was her"

Baureifes Land vielerorts teurer geworden
In Österreich sind 63.000 Hektar Bauland ungenutzt. Das ist ein Fünftel des gesamten Baulandes. Auffällig ist die Situation im Burgenland.

Zusammenfassung

  • Ein Fünftel des österreichischen Baulands liegt brach, besonders hoch ist der Anteil im Burgenland mit 30 Prozent.
  • Das Burgenland führt eine Sondersteuer auf unbebautes Bauland ein, Tirol setzt auf Bausperren gegen Spekulation.
  • Der WWF fordert, Altlasten und Neuwidmungen kritisch zu prüfen und nur in zentralen Lagen zu bauen.

Obwohl Mieten und Immobilienpreise stiegen, liegt in Österreich immer noch viel Bauland brach. Insgesamt ist ein Fünftel der gewidmeten Flächen ungenutzt. Besonders hoch ist der Anteil im Burgenland, wo nun eine Sondersteuer auf Bauland fällig wird. 

In Tirol gehen Gemeinden mit Bausperren gegen Grundstücksspekulation vor. Der WWF kritisiert gegenüber der APA "großzügige bis verschwenderische" Widmungen der Vergangenheit und fordert, Altlasten und Neuwidmungen zu hinterfragen.

In ganz Österreich sind 63.000 Hektar Bauland ungenützt. Das ist ein Fünftel des Baulandes und entspricht der Fläche der Städte Wien, Graz und Salzburg. Besonders auffällig ist in den von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erhobenen Daten das Burgenland. Hier liegt die "Baulandreserve", also die gewidmeten, aber noch nicht bebauten Flächen, bei 30 Prozent des gesamten Baulandes.

Burgenland an der Spitze

In Summe haben die burgenländischen Gemeinden fast 6.900 Hektar Baugrund gewidmet, auf denen noch nichts gebaut wurde. Rechnerisch stehen damit für jeden Burgenländer und jede Burgenländerin 228 Quadratmeter Baugrund zur Verfügung.

Das ist ein Spitzenwert: In der Steiermark liegt die Baulandreserve bei 22 Prozent, in Kärnten und Niederösterreich bei rund 21 und in ganz Österreich bei 20 Prozent. Vergleichsweise gering ist der Anteil der brachliegenden Flächen in Oberösterreich (17,6 Prozent), in Tirol (15) und in Salzburg (13 Prozent). In Wien ist Bauland ohnehin ein knappes Gut. Hier sind nur 6,6 Prozent der gewidmeten Flächen frei.

Sondersteuer auf Bauland

Um gegenzusteuern hebt das Burgenland seit heuer eine Sondersteuer ein. Für die "Baulandmobilisierungsabgabe" werden pro Jahr zwischen 0,5 und zwei Prozent vom Wert unbebauter Grundstücke fällig. Wie viel die Steuer finanziell bringt, ist noch unklar. Ausgezahlt hat sich die Abgabe nach Ansicht des zuständigen Infrastrukturlandesrats Heinrich Dorner (SPÖ) aber jetzt schon. Er verweist auf den starken Rückgang freier Flächen von 38 auf 30 Prozent. Denn seit 2022 seien zwar 471 Hektar neu bebaut, aber nur 26 Hektar zusätzlich gewidmet worden. "Das zeigt, dass unsere Maßnahmen zur Mobilisierung von ungenutztem Bauland greifen", so Dorner.

Nicht überzeugt sind betroffene ÖVP-Bürgermeister. Sie lehnen die Mobilisierungsabgabe im Einklang mit der Landespartei ab. Und auch hohe "Baulandreserven" sehen sie nicht unbedingt als Problem. So etwa Johann Weber, Bürgermeister in Eberau (Bezirk Güssing). Hier sind 64 Prozent des Baulandes frei - ein österreichweiter Rekord. Spekulation sei das aber nicht, betont Weber gegenüber der APA: "Die Baulandreserve ist historisch bedingt." Denn Eberau sei ein "Straßendorf" mit Wohnhäusern vorne, Scheunen hinten und dazwischen Bauland.

Einen anderen Grund für die brachliegenden Flächen nennt Harald Brunner, ÖVP-Ortschef in Weichselbaum im Bezirk Jennersdorf mit einer "Baulandreserve" von 52 Prozent: "Am Land ist es so, dass jeder der Bauland hat, es für die nächste Generation aufhebt. Keiner gibt was her." In exponierten Lagen habe man bereits rückgewidmet. "Immer geht das aber nicht."

Bausperren in Tirol

Auch Tirol will 2026 eine Steuer auf ungenutztes Bauland einführen. Einzelne Gemeinden haben sogar Bauverbote für Grundstücke verhängt, um Spekulation auf steigende Preise zu unterbinden. Für die Ötztaler Gemeinde Umhausen hat der Verfassungsgerichtshof dieses Verbot im Oktober bestätigt. Hier ist ein Fünftel der gewidmeten Flächen unbebaut. 

Auch die Landeshauptstadt Innsbruck (acht Prozent "Baulandreserve") hat Bausperren für einzelne Grundstücke beschlossen. Ein Teil soll dem geförderten Wohnbau zukommen.

Aus Sicht der Umweltschutzorganisation WWF ist die volle Mobilisierung des bestehenden Baulandes freilich nicht in jedem Fall die beste Lösung. "Die Baulandmobilisierung darf kein Selbstzweck sein", sagt WWF-Bodenschutz-Experte Simon Pories. Er plädiert dafür, nur in zentraler Lage mit guter Anbindung an die (Verkehrs-)Infrastruktur zu bauen. 

Abgelegene Flächen sollen hinterfragt und nötigenfalls rückgewidmet werden, um möglichst viel unversiegelte Böden zu erhalten, so Pories gegenüber der APA: "Für den Regenwurm, der in der Wiese wohnt, ist es egal, ob sie seit 40 Jahren oder seit zwei Monaten gewidmet ist. Wenn sie versiegelt ist, verliert er seinen Lebensraum."

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