Bauernbund: "Qualität muss etwas wert sein"

Bauernbund-Präsident Georg Strasser drängt auf einheitliche Produktionsstandards in der EU.
Im Interview: Der neue Bauernbund-Präsident Georg Strasser will bessere Informationen für Konsumenten.

Im ÖVP-Bauernbund hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Der Niederösterreicher Georg Strasser (46) hat das Präsidentenamt vom Oberösterreicher Jakob Auer (69) übernommen. Auer war seit 2011 Chef des Bauernbundes.

Strasser wurde einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Der Absolvent der Universität für Bodenkultur ist Bauer und Bürgermeister von Nöchling im Bezirk Melk. Seit 2013 ist Strasser Abgeordneter zum Nationalrat. Der Bauernbund ist eine Teilorganisation der ÖVP mit rund 236.000 Mitgliedern.

KURIER: Werden Sie in der nächsten Legislaturperiode im Parlament vertreten sein?

Georg Strasser: Davon gehe ich aus. Ich bin Spitzenkandidat in einem Wahlkreis im Mostviertel und habe 2013 die meisten Vorzugsstimmen bekommen.

Nach dem Fipronil-Skandal sind die Rufe nach der Kennzeichnung der Herkunft von verarbeiteten Lebensmitteln lauter geworden.

Auf EU-Ebene sind Herkunftsbezeichnungen immer wieder ein Thema, vor allem, wenn es zu Skandalen kommt. Es ist eine Frage der Transparenz, den Konsumenten auch zu sagen, was im Lebensmittel drinnen ist. Wir versuchen Kantinenbetreiber zu überzeugen, in Österreich einzukaufen und die Herkunft der Lebensmittel zu deklarieren. Wir setzen sowohl auf Freiwilligkeit als auch auf eine gesetzliche Verpflichtung.

Warum gibt es in der EU Widerstand gegen eine Kennzeichnungspflicht?

Das Gegenargument lautete, den Unternehmen würde durch die Kennzeichnungspflicht ein zusätzlicher Aufwand entstehen.

Beim Einkauf von Lebensmitteln gilt doch immer noch: Alles muss möglichst billig sein.

Es gibt in Österreich Konsumenten, denen heimische Qualität auch etwas wert ist. Sie kaufen höherpreisige Waren aus der Region oder Bio-Produkte. Wir müssen mehr Menschen davon überzeugen, nach diesen Kriterien einzukaufen. Da muss man neue Partnerschaften gründen. Da ist noch viel Meinungsbildung notwendig.

Gibt es konkrete Strategien?

Es gibt immer wieder Ansätze von Handelsketten, direkt Regionen ins Regal zu holen. Es sind aber auch Verarbeiter, die gemeinsam mit Bauern erfolgreich Markenprogramme entwickeln. Das ist allerdings verbunden mit neuen Auflagen und daraus resultierenden Investitionen. Die Ausgaben müssen refinanziert werden.

Es gibt immer wieder Forderungen, Österreich müsse im Alleingang strengere Bestimmungen für die Landwirtschaft beschließen.

Das ist ein europäisches Thema. Als die Vorgaben für die Haltung von Puten in Österreich verschärft wurden, blieb das nicht ohne Konsequenzen. Die heimische Produktion ist deutlich gesunken und billiges Putenfleisch aus Ländern ohne strenge Bestimmungen wurde importiert. Wir fordern daher einheitliche Produktionsstandards in der EU. In diesem Bereich könnte sich die EU profilieren.

Mit Großbritannien verlässt ein Nettozahler die EU. Es gibt Stimmen in einigen Staaten der Europäischen Union, die sich für Kürzungen beim EU-Agrarbudget aussprechen.

Für diese Begehrlichkeiten habe ich kein Verständnis. Niemand weiß, wie die Brexit-Verhandlungen ausgehen werden. Es gibt sicher in der EU ein Sparpotenzial durch Entbürokratisierung.

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