Bauern über Glyphosat: „Ein Werkzeug für den Notfall“

Bauern über Glyphosat: „Ein Werkzeug für den Notfall“
Heimische Landwirte berichten, warum sie die Chemikalie verwenden - oder darauf verzichten.

Round-up aus dem Hause des Chemiekonzerns Bayer ist wohl das bekannteste Produkt mit Glyphosat. Warum wird der umstrittene Unkrautvernichter von Bauern eingesetzt, obwohl er unter Verdacht steht, krebserregend zu sein?

„Ich benutze Glyphosat nicht generell“, betont Lorenz Mayr, Bauer in Steinabrunn bei Großmugl (NÖ). „Es ist ein wichtiges Werkzeug für den Notfall.“ Großmugl ist eine hügelige Gegend. Bei starkem Regen kommt es zu Überschwemmungen. „Wenn wir eine Bodenbearbeitung im Frühjahr machen, um das Unkraut wegzubekommen, besteht die Gefahr, dass der Boden weggeschwemmt wird.“

Mayr baut u. a. Raps, Weizen, Mais, Erdäpfel und Zuckerrüben an und setzt auf Fruchtfolge. Alle vier bis sechs Jahre wird die gleiche Kultur am selben Acker angebaut. Und nur alle paar Jahre kommt Glyphosat am gleichen Acker zum Einsatz. „Wenn ich nach der Maisernte im Oktober Weizen anbaue, dann brauche ich kein Glyphosat, weil das Unkraut keine Zeit zum Aufgehen hat. Ähnlich ist es bei Erdäpfeln und Rüben“, erklärt Mayr.

Nach der Ernte einer Hauptfrucht wie Weizen wird noch im Sommer eine Zwischenfrucht angebaut. Verwendet werden Pflanzen wie etwa Ackerbohne, Buchweizen oder Ölrettich.

Bodenpflege

Sie sollen den Boden beschatten, durchwurzeln und Nährstoffe aufnehmen, die von der Hauptfrucht nicht aufgenommen wurden. Im Frühjahr sorgen Reste der Zwischenfrucht dafür, dass der Regen langsamer aufgenommen wird. „Sonst macht der Boden dicht und das Wasser rinnt bis in die Ortschaft.“

Man kann die Reste der Zwischenfrucht und unerwünschten Pflanzen vor dem Anbau der Hauptfrucht auch mit mechanischen Mitteln entfernen. Doch der Einsatz von Maschinen erhöht den -Ausstoß und die Gefahr der Bodenerosion. Die verminderte Wasseraufnahme des Bodens ist in trockenen Jahren ein Problem. „Mit Glyphosat bekomme ich so gut wie alles weg“, sagt Mayr.

Walter Klingenbrunner ist seit 30 Jahren Biobauer in Michelhausen bei Tulln. Er baut vor allem Getreide an. Natürlich ohne Einsatz von Glyphosat. Auch er setzt auf Fruchtfolge, damit die unerwünschten Pflanzen „einigermaßen in Schach gehalten werden“. Beliebt sind Sorten, die schnell wachsen und daher gegen unerwünschte Pflanzen konkurrenzfähig sind.

„Die Kulturpflanze braucht einen Vorsprung“, sagt der Biobauer. Die letzte Maßnahme gegen die sogenannten Beikräuter sind mechanische Methoden, etwa der Einsatz eines Hackgeräts. „Das ist aufwendiger und daher haben Bioprodukte auch einen höheren Preis.“

Er hat auch ein gewisses Verständnis dafür, dass sich die Kollegen von der konventionellen Landwirtschaft beschweren, „wenn man ihnen ein Werkzeug wegnimmt“.

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