350.000 Tonnen Pestizide werden jährlich in die Böden der europäischen Landwirtschaft eingearbeitet. So sollen die Kulturpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten geschützt werden. Doch die Rückstände der Gifte finden sich im Boden wieder, im Wasser und nicht zuletzt in Lebensmitteln.
88.000 Proben untersuchte die Europäische Lebensmittelagentur im Vorjahr – in einem Drittel davon fand sie Rückstände von Pestiziden. „Aber alles im erlaubten Rahmen“, hielt die Agentur im Frühling bei der Präsentation ihrer jüngsten Daten fest.
Tatsächlich hätte der Einsatz von Pestiziden in der EU laut einer Richtlinie schon in den vergangenen Jahren sinken sollen. Das tat es aber nur minimal, weswegen die EU-Kommission in Brüssel heute mit einem neuen, viel strengeren Entwurf vorstoßen will.
Demnach soll die eingesetzte Pestizidmenge bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent reduziert werden. Wenn EU-Mitgliedstaaten noch höher gesteckte Ziele vorgeben will, ist dies möglich.
In Parks verboten
Zudem soll es künftig auch Gebiete geben, wo der Einsatz der Gifte generell verboten sein wird: etwa in öffentlichen Parks und Gärten sowie in Gebieten, die von gefährdeten Gruppen genutzt werden. Ausnahmeregelungen gelten künftig maximal 120 Tage lang. All diese neuen Vorgaben will die Kommission nun als eine Verordnung vorlegen.
Das bedeutet: Sie müssen nicht erst in nationales Recht übertragen werden, sondern gelten sofort.
Sarah Wiener, Grün-Abgeordnete im EU-Parlament, hätte sich gern noch striktere Reglen gewünscht: „83 Prozent der landwirtschaftlich-bewirtschafteten Böden in der EU sind schon mit Pestiziden belastet. Das schadet nicht nur dem Bodenleben und der Biodiversität, sondern in letzter Konsequenz auch uns. Deshalb müssen wir jetzt den Pestizideinsatz in der EU nachhaltig einschränken.“
Doch die EU-Regierungen müssen dem Pestizid-Entwurf erst noch mehrheitlich zustimmen. Und da regt sich Widerstand. Zum Protest aller osteuropäischen Staaten hat sich auch Österreich gesellt. Ein sogenanntes Non-Paper (eine Art Diskussionspapier) hat auch das Landwirtschaftsministerium unterschrieben.
Ein Argument der Gegner: Angesichts der drohenden Versorgungskrise wegen des Ukraine-Krieges sei es verantwortungslos, in Kauf zu nehmen, dass die Ernten geringer ausfallen könnten.
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