Warum der Batteriehersteller Varta für Porsche so wichtig ist

Der neue Porsche 911 GTS
Die Stuttgarter Autoschmiede schreibt Milliardengewinne, die Modernisierung eines seiner wichtigsten Modelle ist aber gefährdet.

Die VW-Tochter Porsche hat im ersten Halbjahr 3,1 Milliarden Euro operativen Gewinn erwirtschaftet. Das ist etwa ein Fünftel weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Anlass zur Sorge gibt die Zusammenarbeit mit dem Batteriehersteller Varta.

Der Umsatz sank insgesamt um 5 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Belastet werden die Zahlen von einer niedrigeren Nachfrage nach Luxusautos in China. Für die kommenden Monate muss sich die Stuttgarter Autoschmiede zudem auf Produktionsstopps einstellen, weil ein wichtiger Aluminiumzulieferer nach Hochwasser ausfällt. 

Geld kostet Porsche auch die Umstellung mehrerer Baureihen: Vier von sechs Modellen wurden überarbeitet, darunter die voll-elektrische Version des SUV Macan. 

Hybrid-Sportwagen

Besonderes Unbill droht Porsche beim prestigeträchtigen Sportwagenmodell 911. Dieser wird in der erst kürzlich präsentierten Version nämlich zum Hybrid mit elektrischem Turbolader – und die Hochleistungszelle, die dabei zum Einsatz kommt, ist von der Varta-Tochter V4Drive.

Warum der Batteriehersteller Varta für Porsche so wichtig ist

Porsche-Chef Oliver Blume

Die aus dem Rennsport entlehnte Technologie soll die Beschleunigung verbessern und dabei Verbrauch und Emissionen reduzieren. Die Listenpreise in Österreich für den 911 Carrera GTS beginnen in Österreich bei stolzen 220.948 Euro, Ende des Jahres sollten die ersten ausgeliefert werden. Dementsprechend wären Verzögerungen für Porsche hier nicht nur ein Reputationsschaden. Porsche habe ein „vitales Interesse“ daran, dass Technologie und Lieferfähigkeit bei Varta erhalten bleiben.

„Das Ziel unseres Engagements wäre, diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten“, sagte ein Porsche-Sprecher. Zur Debatte stehen nicht nur eine Übernahme von V4Drive, sondern auch eine Beteiligung an Varta insgesamt. Allzu hohe Erwartungen sollte man bei Varta allerdings nicht haben, laut Porsche-Finanzchef Lutz Meschke werde eine etwaige finanzielle Beteiligung "sehr begrenzt" ausfallen.

Noch vor wenigen Jahren war der Batteriekonzern als Zulieferer von kleinen Akkus für die Kopfhörer von Smartphone-Hersteller Apple im Höhenflug. Das Geschäft entwickelte sich aber nicht wie erwartet, auch, weil Apple seine Lieferkette auf mehrere Batteriefirmen diversifizierte. Überkapazitäten waren die Folge, derzeit soll der Bereich nicht mal zur Hälfte ausgelastet sein. Varta ist derart in Schieflage geraten, dass das Unternehmen am Amtsgericht Stuttgart ein vorinsolvenzliches Entschuldungsverfahren beantragt hat. Den Aktionären würde dabei ein Totalverlust drohen. Wann die Entscheidung darüber fällt, ist noch nicht absehbar, sagte ein Sprecher auf Anfrage des KURIER.

Die Auto-Tochter V4Drive hat mit der Boosterzelle, die bei Porsche zum Einsatz kommt, nur ein Produkt am Markt. Antriebsbatterien (etwa für reine E-Autos), sind erst in Entwicklung.

Porsche setzt wieder verstärkt auf Verbrenner 

Mit der allgemeinen Umstellung auf E-Mobilität dürfte sich Porsche mehr Zeit lassen als ursprünglich geplant. "Da sich die Transformation zur Elektromobilität weltweit sehr unterschiedlich entwickelt, haben wir bereits begonnen, Projekte und Produkte auch im Hinblick auf die Verbrennertechnologie neu zu kalibrieren und zu priorisieren“, sagte Meschke. In manchen Segmenten könnte das Angebot an Verbrennern laut Konzernchef Oliver Blume noch erweitert werden.

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