Barclays: Zinsskandal kostet Diamond Job

Barclays: Zinsskandal kostet Diamond Job
Der Chef der drittgrößten britischen Bank tritt zurück. Die Bank hat als erstes Geldhaus ein Fehlverhalten einiger Händler eingeräumt.

Barclays-Chef Bob Diamond ist im Zusammenhang mit einem weltweiten Zinsskandal mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Das ließ die drittgrößte britische Bank Dienstagfrüh verlautbaren. Am Montag hatte bereits der Chef des Barclays-Verwaltungsrats, Marcus Agius, seinen Rückzug angekündigt. Der scheidende Agius soll nun die Suche nach einem Nachfolger für Diamond leiten. Barclays-Aktien verloren in London zunächst mehr als drei Prozent, drehten dann aber ins Plus und lagen im frühen Geschäft rund zwei Prozent höher.

Der externe Druck auf Barclays habe ein Niveau erreicht, das für den Ruf schädlich zu werden drohe, erklärte Diamond. Er stand heftig in der Kritik, auch nach dem Rückzug von Agius, dessen Rückzug nun solange aufgeschoben ist, bis er einen Nachfolger für Diamond gefunden hat.

Die britische Regierung begrüßte die Entwicklung. Finanzminister George Osborne sagte, dies sei die richtige Entscheidung für Barclays. Diamond sollte den Abgeordneten des britischen Unterhauses am Mittwoch Rede Antwort stehen und erklären, welche Kenntnisse er von den Praktiken im eigenen Haus hatte.

Zinsmanipulationen: Mehrere Banken im Visier

Der Skandal um Zinsmanipulationen zieht damit immer größere Kreise. Barclays war vergangene Woche zu einer Strafe von 290 Millionen Pfund (361 Millionen Euro) verdonnert worden, weil es die ermittelnden Behörden in Großbritannien und den USA als erwiesen ansahen, dass das Institut Marktzinsen manipuliert hat. Die Bank hat als erstes Geldhaus ein Fehlverhalten einiger Händler eingeräumt. An der Börse ging anschließend die Angst um, dass sich der Skandal ausweiten könnte.

In den seit Monaten laufenden Untersuchungen gegen mehr als ein Dutzend Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank und die UBS, geht es um den Vorwurf der Manipulationen der weltweit gültigen Interbanken-Zinssätze Libor und Euribor. Der britische Interbanken-Zins Libor und der Euro-Zins Euribor sind für internationale Bankengeschäfte von großer Bedeutung. Indirekt hätte eine Manipulation negativen Einfluss auf Kundenkredite. Der täglich in London fixierte Libor dient als Referenz für Kredite von Privatleuten und Unternehmen, Derivate sowie andere Finanzprodukte im Gesamtvolumen von 360 Billionen Dollar. Er basiert auf den Daten mehrerer Großbanken, die diese täglich abliefern.

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