Banken erwarten schmerzhaften Weg

Trotz der Krise blieb Russland weiter der stärkste Ergebnisbringer für die RBI.
Die Tochterbanken von RBI und UniCredit sind in der Ukraine unter den Top-Financiers.

Hoffen, dass sich politische Vernunft durchsetzt: Bei Raiffeisen Bank International (RBI) und UniCredit Bank Austria, deren Tochterbanken in der Ukraine zu den zehn größten Financiers von Privaten und Staat zählen, machte sich am Dienstag Erleichterung breit. Die Angst vor einer militärischen Eskalation des russisch-ukrainischen Konflikts auf der Halbinsel Krim ist am Dienstag der Zuversicht gewichen, dass Kreml-Chef Putin keinen Krieg riskieren will. Der Börsen- und Rubel-Absturz am Montag habe gezeigt, dass auch Russland viel zu verlieren hätte, betont RBI-Chefökonom Peter Brezinschek.

Dass sich die Lage in der Ukraine bald beruhigt, ist für Österreichs Kreditinstitute besonders wichtig. Die Banken keines anderen westlichen Landes haben so viele Kredite in der Ukraine vergeben und so viele Staatsanleihen gekauft wie die österreichischen Institute.

Banken erwarten schmerzhaften Weg
Interview mit Peter Brezinschek, Raiffeisen-Chefanalyst, am 06.08.3013 in Wien.
"Wir bauen darauf, dass die politischen Kräfte keine Eskalation zulassen", sagt Brezinschek. Die Bank ist mit ihrer Tochter Aval mit 3,6 Milliarden Euro an Krediten unter den größten Banken des Landes. Zudem hält sie umgerechnet rund 400 Millionen Euro an ukrainischen Staatsanleihen. Während die RBI in den vergangenen beiden Jahren die Kreditvergabe in der Ukraine wegen der vielen Zahlungsausfälle um mehr als eine Milliarde Euro reduziert hat, hat sie Staatsanleihen zugekauft. Auch die Bank Austria-Tochter UniCredit Ukraine hat sich in ukrainischen Staatsanleihen engagiert. Rund 220 Millionen Euro hat sie in ihren Büchern. Das Kreditvolumen der UniCredit Ukraine beläuft sich auf 2,5 Milliarden Euro. Verlust-GefahrDie ukrainischen Staatsanleihen bergen ein hohes Verlust-Potenzial für die Banken. Sollte es zu einer Umschuldung kommen, werden die Anleiheinhaber wohl nur einen Teil ihres Kapitals zurückbekommen. Aber auch ohne Schuldenschnitt werden die Anleihekäufer verlieren: Die ukrainische Währung Griwna ist gegenüber dem Euro schon gesunken und wird wohl noch stärker abwerten müssen. "Der Ukraine steht ein schmerzhafter wirtschaftlicher Weg bevor. Eine Abwertung wird wohl notwendig werden", sagt Brezinschek.

Finanznot

Ohne Milliarden-Hilfe aus dem Ausland wird die Ukraine wirtschaftlich nicht wieder auf die Beine kommen. Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind seit Wochenbeginn in Kiew, um den tatsächlichen Geldbedarf zu eruieren.

"15 bis 20 Milliarden Dollar (elf bis 14,5 Milliarden Euro) werden auf jeden Fall nötig sein", schätzt Brezinschek. 1,5 Milliarden Euro müssten schon in den nächsten Wochen fließen. Der RBI-Chefökonom ist überzeugt, dass EU und IWF das Geld bereitstellen werden.

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Die Ukraine wird im Gegenzug ein beinhartes Sanierungsprogramm für die Wirtschaft fahren müssen. Denn derzeit würden Ressourcen unnötig verschwendet. "Die Energieeffizienz der Ukraine etwa ist um vier bis fünf Mal schlechter als jene in Österreich", erläutert Brezinschek. Dafür seien enorm hohe Energieimporte aus Russland nötig, die dem Land ein hohes Defizit im Außenhandel einbrächten. Eine Reform der Wirtschaft werde sich aber erst in zwei, drei Jahren positiv auswirken.

Dass auch der reichste Unternehmer des Landes, Rinad Achmetow, Reformen unterstützt und für "eine friedliche Lösung" plädiert, mag die Ökonomen optimistisch stimmen. Immerhin war der Stahl-Industrielle, dessen Vermögen auf 17 Milliarden Dollar geschätzt wird, einst wichtiger Geldgeber des gestürzten Präsidenten Janukowitsch.

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