Banken auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen
Nicht nur Sparer, sondern auch Banken sind nicht erfreut über die niedrigen Zinsen. Denn mit Zinsen haben Banken lange Zeit das meiste Geschäft gemacht. Doch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Margen. Laut Magazin Capital betrug der Rückgang in den vergangenen zehn Jahren 40 Prozent.
Hinzu kommen die Wirtschaftsflaute, die Probleme und damit verbundenen hohen Abschreibungen in Osteuropa sowie verschärfte Vorschriften. So muss das Eigenkapital aufgestockt werden, damit die Institute bei Gefahr nicht sofort pleitegehen. Diese Mittel fehlen im Alltagsgeschäft. Wo können Banken also noch verdienen?
Crowdfunding
"Zahlungsverkehr, Versicherungen und Altersvorsorge sind die Wachstumsfelder. Sie sind auch stabiler als Zinserträge", sagt Daniela Chikova, Mit-Autorin einer Bankenstudie des Beraters A.T.-Kearney. Zudem sollten Crowdfunding-Plattformen nicht außer Acht gelassen werden.
Die Erste Bank etwa sieht darüber hinaus im Kreis der Klein- und Mittelbetriebe noch Potenzial, insbesondere bei Gründern und der Start-up-Szene. "Wir haben in jeder Landeshauptstadt ein Gründercenter", sagt Vorstand Thomas Uher. Die Ausfallquote bei Krediten betrage weniger als zwei Prozent. Freilich: 35 bis 40 Prozent der Kreditansuchen werden abgelehnt.
Bank-Austria-Osteuropa-Chef Carlo Vivaldi will Gebühren und Provisionen forcieren. Finanzierungen würden wichtigstes Produkt bleiben, bei Privatkunden sieht er noch im Vermögensmanagement Potenzial.
Ausgaben
Die Banken, vor allem österreichische, müssten dringend bei den Ausgaben sparen, sagt Chikova. Nur in Portugal war das Verhältnis von Kosten zu Ertrag 2014 mit 96 Prozent noch schlechter als bei den heimischen Banken mit 71 Prozent. Am effizientesten arbeiten demnach die Banken in Spanien und Skandinavien. Sie erreichten ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 50 Prozent. Die Institute dort seien bei der Digitalisierung am weitesten, was die Kosten senke, sagt Chikova. Dombret schlägt zudem Filialschließungen und Fusionen vor.
Chikova warnt vor einer weiteren Gefahr: US-IT-Konzerne drängen weltweit im Zahlungsverkehr auf den Markt. Google etwa verfügt schon über eine Banklizenz. "Das Thema beschäftigt uns. Apple etwa hätte enorme Feuerkraft", so Uher. "Wir müssen das Feld stark besetzen."
Das zu Jahresbeginn in Deutschland gestartete Berliner Zins-Vergleichsportal Savedo ist seit Kurzem auch in Österreich online. Es verspricht, Sparern attraktive Zinsangebote aus ganz Europa zu vermitteln. „In anderen Ländern gibt es deutlich höhere Zinsen“, sagt Geschäftsführer Christian Tiessen. „Wir nutzen das aus.“ Konkret bietet etwa die tschechische J&T Banka für ein Jahr Bindung 1,6 Prozent. In Österreich sind es bestenfalls 1,45 Prozent.
Um in den Genuss des Angebots zu kommen, muss man sich bei savedo.at registrieren und einen Identifikationsnachweis erbringen. Savedo selbst ist nur der Vermittler, Kunde ist man dann bei der jeweiligen Bank.
Derzeit gibt es bei Savedo Österreich nur die J&T Banka im Angebot, mit 20 weiteren sei man aber in Verhandlung, so Tiessen. Angelegt werden müssen mindestens 10.000 Euro, es gilt die Einlagensicherung des Heimatlandes der jeweiligen Bank. Savedo habe bereits eine vierstellige Kundenzahl und einen knapp mittleren zweistelligen Millionenbetrag vermittelt. „In relativ absehbarer Zeit wollen wir auch Tagesgeld und Sparpläne anbieten“, so Thiessen. Wertpapiere seien in ferner Zukunft vorstellbar.
Hinter Savedo stehen professionelle deutsche Risiko- und Privatinvestoren.
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