Bankdaten für Facebook & Co.: Nur, wenn der Kunde das will

Facebook sucht nach neuen Quellen fürs Geldscheffeln und äugt dabei auch auf Kontodaten.

Wie viel ist auf dem Bankkonto? Wohin gehen Überweisungen? Und wo geht der Kunde gerne einkaufen? Unter anderem das wollte Facebook, das größte Online-Netzwerk der Welt, von der US-Bankenwelt wissen. Laut Wall Street Journal vom Wochenbeginn wandte sich Facebook dabei an so riesige Geldhäuser wie JP Morgan, Wells Fargo oder Citigroup.

Facebook dementierte am Dienstag zumindest teilweise. Man wolle Banken bestimmte Dienstleistungen zur Kundenbetreuung anbieten, frage dabei aber nicht aktiv nach Finanzdaten von Nutzern, hieß es. Facebook-Nutzer könnten so ihre Bankkonten von verschiedenen Instituten mit dem Messenger von Facebook verknüpfen und über diesen Weg mit einem Kundenbetreuer in Kontakt treten. Wer länger mit seinem Betreuer chattet, desto interessanter ist er für die Werbewirtschaft. Desto teurere Inserate kann Facebook verkaufen.

Datenskandal

Das Netzwerk ist ohnehin als ungebändigte Datenkrake verschrieen. Auch wegen des Datenskandals um die Weitergabe von Daten von 87 Millionen Nutzern an Cambridge Analytica steckt Facebook in einer schweren Krise. Und muss sich in dieser Sache noch auf viele Untersuchungen einstellen. Soll und kann ein derartiger Datenriese tatsächlich an sensible Finanzdaten kommen dürfen?

„Bankgeschäft ist Vertrauenssache“, sagt ein Sprecher der Erste Bank. Eine technische Anbindung an Facebook würde in der heimischen Bankenwelt daher niemand machen. Ein Bank-Austria-Sprecher dazu: „Die Kundendaten sind durch das Bankgeheimnis geschützt. Wir dürfen ja nicht einmal sagen, ob jemand Kunde bei uns ist.“

Öffnung

Das Bankgeheimnis schützt, solange der Kunde es auch will. Mit der neuen Zahlungsdienst-Richtlinie PSD2, die seit Mitte Jänner gilt, ist in der EU das Bankenmonopol zu Ende gegangen. Die Geldhäuser sind nun verpflichtet, Drittanbietern kostenfreien Zugang zu Konten zu gewähren. Solche Anbieter können Start-ups im Finanzbereich sein (Fintechs genannt), aber auch große Einzelhändler. Voraussetzungen für den Zugang zum Konto: Der Kunde muss zustimmen – entweder für diesen einen Zahlungsvorgang oder die Bank ganz vom Bankgeheimnis entbinden. Und der Drittanbieter muss registriert sein und gewährleisten können, dass er für Datensicherheit und für Überprüfung auf Geldwäsche- und Terrorfinanzierung sorgt. Vor allem Letzteres ist für Banken täglich Brot, für Drittanbieter sicher nicht leicht aufzubauen.

Facebook hat übrigens schon seit Jahren eine Banklizenz in Irland. Weitere Schritte sind keine erfolgt.

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