Bank Austria streicht 800 Arbeitsplätze

Bank Austria streicht 800 Arbeitsplätze
Mutterkonzern UniCredit meldet für das dritte Quartal einen Verlust von 10,6 Milliarden Euro. Die Bank Austria baut bis 2015 800 Jobs ab.

W illibald Cernko, Chef der Bank Austria, hat schon mal mit besseren Nachrichten aufwarten können. Rund 10.800 Vollzeit-Mitarbeiter hat die Bank derzeit in Österreich. In vier Jahren werden es um 800 weniger sein, musste der Bankchef am Montagabend bekannt geben. Cernko setzt dabei auf die natürliche Fluktuation, pro Jahr gehen etwa 250 Mitarbeiter von selbst oder in Pension. "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben", sagte Cernko bei einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz.

Die Bank Austria hatte eigentlich erst am Dienstag bekannt geben wollen, wie es ihr in den ersten neun Monaten 2011 so ergangen war. Weil die Mutter der Bank, die italienische UniCredit, aber schon zum Wochenbeginn derart desaströsen Ergebnisse präsentierte (siehe Bericht unten) , wurde in Wien die Vorlage der Neun-Monats-Ergebnisse vorgezogen.

Bank Austria streicht 800 Arbeitsplätze

4,5 Millionen Euro als Nettogewinn stehen unterm Strich für die ersten neun Monate. Im Vorjahr hatte es in diesem Zeitraum noch einen viel höheren Gewinn, nämlich 723,5 Millionen Euro, gegeben. Und wo sind die vielen Millionen hingekommen? Die Bank Austria als Osteuropa-Holding der UniCredit, hat den Wert "ihrer" Banken in Kasachstan und der Ukraine um 650 Millionen nach unten korrigiert. Abschreibungen von griechischen Staatsanleihen im zweiten und dritten Quartal schlugen sich mit insgesamt 304 Millionen zu Buche.

Die Abschreibungen von in Summe nahezu einer Milliarde Euro sind auch schuld daran, dass die Bank Austria im dritten Quartal einen Verlust von 635 Millionen Euro einfuhr. Cernko bleibt trotz allem optimistisch, weil es sich bei diesen Wertberichtigungen um Einmal-Effekte handelt: "Ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass wir das Jahr 2011 positiv abschließen werden."

Kein Kapital nötig

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Der Bank-Austria-Chef beeilt sich auch zu betonen, dass die Abschreibungen keinen Einfluss auf das Kernkapital des Instituts haben. Mit einer so genannten harten Kernkapitalquote von 10,42 Prozent sieht er sich für die Zukunft sehr gut gerüstet. Zur Erinnerung: Die Europäische Bankenaufsicht EBA fordert eine Quote von neun Prozent ein. "In absehbarer Zukunft werden wir kein Kapital brauchen", betont Cernko. Mutter UniCredit wird also von ihrer riesigen Kapitalerhöhung nichts an die Tochter weiterreichen müssen.

Innerhalb des UniCredit-Reiches ist die Bank Austria für den gesamten zentral- und osteuropäischen Raum, außer Polen, zuständig. Die Bankbeteiligungen in diesem Raum würden jetzt alle - nach den jüngsten Korrekturen - mit dem 1,2fachen Buchwert bewertet sein. Das sei äußerst konservativ, so die Bank-Austria-Spitze. Rund um den Jahrtausendwechsel sei ein Vielfaches davon üblich gewesen. Die jetzige Bewertung würde spiegeln, dass auch die Volkswirtschaften im Osten nicht so rasch wachsen wie im heurigen Frühjahr noch erwartet. Derzeit nimmt man ein durchschnittliches Wachstum von drei bis vier Prozent an.

In Osteuropa will sich die Bank Austria aus keinem einzigen Markt zurückziehen. Es wird aber viel mehr als bisher darauf geachtet, dass die Banken dort vor allem aus eigener Kraft wachsen. Anders als in Österreich wird es im Osten netto einen Aufbau des Mitarbeiterstandes geben. 1135 Jobs mehr sollen es dort in vier Jahren sein. In der Ukraine wird die Zahl der Beschäftigten zwar reduziert, in Russland und der Türkei aber aufgebaut.

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UniCredit: Weniger Jobs und 7,5 Milliarden mehr Kapital
Federico Ghizzoni (56) ist kein Freund lauter Worte. Laut werden aber sicher die Reaktionen ausgefallen sein, als der oberste Boss des UniCredit-Konzerns die jüngsten Quartalszahlen präsentierte. Das dritte Quartal wurde mit einem Riesenverlust von 10,6 Milliarden Euro abgeschlossen. Rekordverdächtig ist eine weitere Zahl: Auf die Werte von Bankbeteiligungen schreibt die UniCredit 9,6 Milliarden Euro ab. Die Dividende für 2011 wird gestrichen.
Die Unternehmenstochter HypoVereinsbank (HVB) meldet im dritten Quartal einen Verlust 94 Millionen Euro. Der Einbruch soll auf ein schlechtes Handelsergebnis zurückzuführen sein.

Kapitalerhöhung

Bis 2013 will die UniCredit wieder auf einen Gewinn von 3,8 Milliarden Euro kommen. Bis dahin ist aber noch etliches zu bewältigen. Der Bankkonzern braucht viel mehr Kapital. 7,5 Milliarden Euro schwer wird eine Kapitalerhöhung sein, die am 15. Dezember von der Hauptversammlung abgesegnet werden soll. Wer soll in Zeiten wie diesen einer italienischen Bank derart viel Geld geben? Die Kapitalerhöhung sei komplett durch ein Bankenkonsortium garantiert, ließ die UniCredit wissen. Offen ist übrigens, was aus den 7,5 Prozent der UniCredit-Anteile wird, die der Staatsfonds und die Zentralbank aus Libyen halten. Ghizzoni ist der Ansicht, dass die libyschen Investoren nach den jüngsten Entwicklungen im nordafrikanischen Land in der Bank bleiben werden. Er zweifle jedoch, dass die libyschen Aktionäre sich an der Kapitalerhöhung beteiligen werden. Dem Vernehmen nach sollen auch Investoren aus Katar und China Interesse zeigen.

Zum neuen Kurs der UniCredit gehört jedenfalls auch der Abbau von 5000 Jobs. Betroffen sind vor allem Italien und die Sparte Investmentbanking. Ghizzoni betonte, dass die Bank an ihren Aktivitäten in Osteuropa und Ländern wie Österreich und Deutschland festhalten wird. Derzeit beschäftigt der Konzern 160.000 Mitarbeiter.

Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten: Die polnische Tochter Pekao hat im dritten Quartal ihren Nettogewinn um 16 Prozent auf 766 Millionen Zloty (174 Mio. Euro) gesteigert.
Die Aktie der UniCredit wurde am Montag zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt und schloss mit minus 6,18 Prozent.

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