Balkan-Länder drohen mit Verstaatlichung

Balkan-Länder drohen mit Verstaatlichung
Experte Felderer hat Sorgen wegen eines möglichen Verlustes der verbleibenden, wertvollen Bankentöchter am Westbalkan.

Noch, so heißt es vonseiten der Regierungsspitze, sei eine Insolvenz der Hypo-Alpe- Adria-Bank-International ja nicht vom Tisch. Noch werde geprüft, ob die Republik die schwer marode Bank nicht doch lieber "krachen" schickt, wie es nicht wenige Bürger wünschen und formulieren würden, statt sie wie geplant "abzuwickeln".

Doch das hätte einen gewaltigen Haken. Bernhard Felderer, Chef des Staatsschuldenausschusses und profunder Kenner der Materie, erwähnte eines der größten Probleme einer Insolvenz in einem ORF-Interview in einem Nebensatz: Die Bankenaufseher in Kroatien und Bosnien-Herzegowina hätten durchblicken lassen, dass sie im Falle einer Pleite der Bank ihre jeweiligen Landes-Hypos sofort verstaatlichen würden, erklärte Felderer.

System-relevant

Es ist davon auszugehen, dass auch die Behörden in allen anderen Ländern am Westbalkan, in denen die Hypo-Töchter nach wie vor tätig sind, genau so handeln würden. Für die Mutter-Hypo in Klagenfurt, und damit den Steuerzahler, wären die Folgen durchaus problematisch. Denn damit wären die einzigen noch wertvollen Teile der Bank, die für gutes Geld verkauft werden könnten, weg.

Balkan-Länder drohen mit Verstaatlichung
In Kroatien ist die Hypo das fünftgrößte Institut mit knapp über 400.000 Kunden, in Bosnien sind es rund 440.000 Kunden, in Serbien immerhin 200.000 Kunden, bestätigt die Bank. Insgesamt geht es bei den Hypo-Töchtern am Balkan um eine Gesamt-Bilanzsumme von rund neun Milliarden Euro, bei rund 1,2 Millionen Kunden.

In der Öffentlichkeit am Balkan ist eine mögliche Insolvenz kein Thema. Die Banken arbeiten normal, einige werfen wieder Gewinne ab. Seit der Notverstaatlichung wird versucht, die Teilbanken in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Montenegro für einen möglichen Verkauf fit zu machen, indem alle negativen Werte herausgelöst und in die Mutter oder andere Abwicklungsinstitute transferiert werden.

Die Bank bestätigt, dass sowohl für die Gruppe als Ganzes als auch für die Einzelbanken bereits Verkaufsgespräche geführt werden. Verbindliche Angebote sind für Anfang des zweiten Quartals terminisiert.

Über mögliche Verkaufspreise gibt es nur Spekulationen, vielleicht zwei Milliarden könnten lukriert werden. Das Problem sei, dass die Zeiten, eine Bank zu verkaufen, alles andere als gut sind, ist aus Bankenkreisen zu erfahren – überhaupt bei einer Bank, die schon einmal verkauft wurde, und dann notverstaatlicht werden musste.

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