Bahnland Österreich: Klare Nummer eins in der EU

Bahnland Österreich: Klare Nummer eins in der EU
Die Österreicher legen jährlich 2.255 Kilometer mit dem Zug, der U-Bahn oder der Straßenbahn zurück.

Im Durchschnitt legt jeder Österreicher 2.255 Kilometer pro Jahr mit Zug, Straßen- oder U-Bahn zurück - das ist mehr als das Doppelte des EU-Durchschnitts von 1.090 km. "Wir sind absolute Spitzenreiter im Schienen-Personenverkehr", sagte Fachverbandsobmann Thomas Scheiber am Donnerstag bei der Präsentation der Studie "Bahnland Österreich", die im Auftrag des Fachverbandes erstellt wurde.

"Österreich ist Bahnland Nummer 1 in der EU", sagte Scheiber. Deutlich hinter Österreich liegen Tschechien mit 1.860 Kilometern und Frankreich mit 1.555 Kilometern.

An der Studie haben neben den ÖBB auch die fünf größten städtischen Verkehrsbetriebe - Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck - zehn private Regionalbahnen und die sieben größten privaten Güterverkehrsbetreiber teilgenommen. Man hätte gerne auch die Westbahn berücksichtigt, doch habe die Westbahn keine Daten übermittelt, sagte Studienautor Christian Helmenstein, aber "ich kann Ihnen versichern, dass der Abdeckungsgrad der Studie 99 Prozent übersteigt".

ÖBB als Schwergewicht

"Insgesamt sind 101.179 Personen bei den heimischen Bahnen direkt beschäftigt, das sind so viele Menschen wie in der Stadt Klagenfurt", sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). "Der Bruttowertschöpfungseffekt des Systems Bahn ist mehr als doppelt so groß wie das gesamte Budget des BMVIT, das sind 3,8 Milliarden." Der Schienenverkehrs habe mit 8,18 Mrd. Euro einen Anteil von 2,6 Prozent an der Bruttowertschöpfung.

"In den nächsten fünf Jahren werden wir 13,9 Mrd. Euro in den Ausbau der Schieneninfrastruktur investieren", sagte Hofer. "Dazu kommen noch einmal 750 Mio. Euro, die wir in den Personenverkehr jährlich direkt investieren, und noch einmal 100 Mio. Euro in den Güterverkehr." Durch die Großprojekte Brenner-, Koralm- und Semmeringtunnel werde die Südbahn genauso konkurrenzfähig werden wie die Westbahn.

Schwergewicht der Branche in Österreich sind die ÖBB mit knapp 5 Mrd. Euro Wertschöpfung im Jahr 2016, die durch den laufenden Betrieb der ÖBB generiert wurde. Die ÖBB selbst beschäftigten rund 42.000 Mitarbeiter, sagte Silvia Angelo, Vorstandsdirektorin der ÖBB Infrastruktur AG. Weitere 20.000 Jobs seien im Umfeld der ÖBB entstanden.

In Wien ein Drittel aller Wege

Die privaten Regionalbahnen seien ebenfalls ein Wachstumsmotor, sagte Fachverbandsobmann Scheiber. "Zehn Euro, die im laufenden Betrieb erwirtschaftet werden, generieren weitere acht Euro an Wertschöpfung in der Region." der private Schienengüterverkehr ist für Studienautor Helmenstein gar ein "Hidden Champion", er habe seinen Markteil zuletzt von 29,1 Prozent (2016) auf 30,2 Prozent (2017) gesteigert.

Eigentlich werde in Wien bereits ein Drittel aller Wege elektrisch zurückgelegt, sagte Güter Steinbauer, Direktor der Wiener Linien. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Anzahl der Fahrgäste von 1,02 auf 1,27 Milliarden erhöht.

"Der Schienenverkehr fährt zu 98 Prozent mit sauberem Strom aus Wasserkraft", sagte Fachverbandsobmann Scheiber. "Wir sind die Lösung für die Erreichung der Klimaziele."

Die Gewerkschaft vida findet es angesichts der präsentierten Zahlen "bezeichnend und beschämend", dass bei der Präsentation der Studie die Produktivität der Bahn-Beschäftigten nicht gewürdigt worden sei. Pro Kopf betrage die Bruttowertschöpfung nämlich rund 95.000 Euro, in der Bahnindustrie sogar 151.700 Euro. "Diese extrem hohe Produktivität der Beschäftigten muss sich entsprechend in der Entlohnung und somit im Ergebnis der heurigen Kollektivvertragsverhandlungen niederschlagen", forderte Günter Blumthaler, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, in einer Presseaussendung.

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