Das Ende der überfüllten Züge naht
Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stehen die Zeichen auf Normalisierung. Ab 8. Oktober soll wieder flächendeckend auf Regelbetrieb umgestellt werden, also auf den Fahrplan, der vor dem Corona-Lockdown gegolten hat. Das betrifft eigentlich nur noch die Strecke Wien - Salzburg, denn auf allen anderen Strecken herrscht seit Juli wieder Normalbetrieb.
Doch die Strecke Wien - Salzburg ist einer der frequenzstärksten, weshalb ihr besondere Bedeutung zukommt. Derzeit fahren pro Stunde zwei Züge, ab 8. Oktober sollen es wieder drei sein. Innerhalb von zwei Stunden sind derzeit drei ÖBB- und ein Westbahnzug unterwegs. Künftig werden es wieder wie ursprünglich vier ÖBB- und zwei Westbahn-Züge sein.
Nach dem Corona-Lockdown hätte sich ein Normalbetrieb der Strecke Wien - Salzburg mangels Kunden wirtschaftlich nicht gelohnt, sagt Bernhard Rieder, Pressesprecher der ÖBB: „Im März und im April gab es Rückgänge von bis zu 90 Prozent.“ Mittlerweile habe sich das jedoch wieder gebessert, derzeit liege man auf allen Strecken im Schnitt bei 60 bis 70 Prozent Auslastung.
Auf Strecken, auf denen vor allem Touristen unterwegs sind, liegen die ÖBB darunter, auf Strecken mit Pendlern darüber. Am 8. Oktober endet auch die staatliche Notvergabe, die die Grundversorgung auf der Strecke Wien - Salzburg aufrecht erhielt – und damit unter anderem auch die wechselseitige Anerkennung nicht zuggebundener Tickets von Westbahn und den ÖBB.
Die Normalisierung ist ein Schritt, auf den viele Zugfahrer sehnsüchtig warten, denn in letzter Zeit häufte sich die Kritik, dass die Züge überfüllt seien. Und das war vor allem in den vergangenen Wochen mit dem starken Anstieg der Corona-Neuinfektionen für viele ein Ärgernis. Die ÖBB würden alle Regeln der Bundesregierung einhalten, ein Nebeneinandersitzen mit Maske sei erlaubt, entgegnet Rieder.
Die Leute seien wegen der Corona-Krise heute sensibler als davor, manche würden sich nun rascher bedrängt fühlen. Anders als im Flugzeug könne man sich im Zug aber auf einen anderen Platz setzen oder in einen anderen Waggon begeben. Mit der Umstellung auf Normalbetrieb sollte die Situation wieder besser werden, denn alle Züge würden in voller Länge fahren, es werde keine Kurzzüge geben.
Optimismus
Trotz der derzeit wieder akuteren Corona-Situation in Österreich mit stark steigenden Infektionszahlen ist Rieder auch für die Zukunft optimistisch. Ab 12. Dezember gelte der neue Fahrplan, er gehe davon aus, dass auch danach völliger Normalbetrieb herrschen werde und es zu keinen Einschränkungen kommen werde.
Bis sich die Fahrgastzahlen wieder dem Vor-Corona-Niveau annähern würden, werde es noch Monate dauern. Die Rückgänge im Tourismus, die vielen Beschäftigten im Homeoffice und die steigende Zahl von Videokonferenzen würden auch weiterhin für weniger Fahrgäste sorgen. Der generelle Trend zum Zug sei jedoch ungebrochen.
Nicht einmal in den vergangenen drei Wochen hätten sich die Fahrgäste vom Zugfahren abschrecken lassen. Der Schulbeginn und das Urlaubsende habe da wohl ein bisschen mitgeholfen. Die Corona-Krise wird die ÖBB trotz Rückkehr zum Normalbetrieb massiv belasten. ÖBB-Chef Andreas Matthä rechnet für heuer mit rund 800 Millionen Euro Umsatzverlust.
Dabei komme der größere Teil aus dem Personenverkehr mit knapp 450 Millionen Euro, im Güterverkehr erwarte man rund 300 Millionen Umsatzverlust und in der Infrastruktur kleinere Einbußen.
Ursprünglich plante die ÖBB für heuer einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 170 Millionen. Nun droht ein Umsatz von nur 3,8 Milliarden und ein operativer Verlust von rund 50 Millionen Euro.
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