In Autowerken in Steyr steht die Produktion still
Der Krieg in der Ukraine und seine Schockwellen erreicht die europäische Autoindustrie. Ein Autobauer nach dem anderen meldet Produktionsstopps. Grund dafür ist fehlender Nachschub aus der ukrainischen Zulieferindustrie, die vor der Krise als attraktiver Produktionsstandort galt. Das Lohnniveau der gut ausgebildeten Mitarbeiter ist vergleichsweise niedrig, dazu kommt die geografische Nähe zu den Autowerken in Ungarn, Tschechien und der Slowakei.
Hergestellt werden in der Westukraine unter anderem Kabelbäume. Diese gehören zu jenen Bauteilen in einem Auto, die nicht nachgerüstet werden können – anders als etwa Halbleiter, die häufig auch erst zu einem späteren Zeitpunkt eingebaut werden können. Nach der Chipkrise bahnt sich in der Branche also die nächste Versorgungskrise an. Ein Wechsel zu anderen Zulieferern ist schwer bis unmöglich, die Lagerbestände sind enden wollend, Produktionsausfälle programmiert.
In der Nacht auf von Mittwoch auf Donnerstag fährt das weltgrößte Motorenwerk der BMW Group in Steyr die Produktion herunter. Zumindest bis kommenden Mittwoch. Normalerweise läuft dort alle zwölf Sekunden ein Motor vom Band. Der Stillstand in Steyr ist im BMW-Universum übrigens kein Einzelfall. Auch im größten europäischen BMW-Werk Dingolfing wird die Produktion kommende Woche komplett ausfallen.
Von den Problemen mit den Kabelbäumen ist auch der gesamte MAN-Verbund, für den Steyr Automotive Auftragsfertiger ist, betroffen sein. Das ehemalige MAN-Werk wurde erst im Vorjahr von Sigi Wolf übernommen, der es als Steyr Automotive weiterführt und bestens in Russland vernetzt ist. Die Produktion wird für eine Woche unterbrochen. Bereits zuvor hatte Steyr Automotive die Verlängerung der mit Ende Februar auslaufenden Kurzarbeit bis Ende Juni beantragt.
Ähnlich die Situation bei Porsche in Leipzig, wo das Werk seit gestern still steht. Mindestens bis Ende nächster Woche. „In den kommenden Tagen und Wochen werden wir auf Sicht fahren und die Lage kontinuierlich bewerten“, teilte Porsche mit. Für die 2.500 Beschäftigten wird Kurzarbeit beantragt. Auch VW und Tochter Skoda drosseln die Produktion.
Russische Auto-Krise
Russische Auto-KriseDer Krieg wird auch zu einem Einbruch des russischen Automarkts führen, schätzt der Leiter des deutschen Center Automotive Research (CAR), Ferdinand Dudenhöffer. Die Neuwagenverkäufe könnten heuer wegen des nach den Sanktionen stark abgewerteten Rubel um mehr als die Hälfte zurückgehen. Bei großer chinesischer Wirtschaftshilfe könnten die Einbrüche auf etwa ein Drittel begrenzt werden. Ähnliche Rückgänge hatte es auf dem russischen Markt bereits in der Weltwirtschaftskrise 2008/09 und nach der Annexion der Krim gegeben.
Der Ukraine-Krieg wird auch zu einem Einbruch des russischen Automarkts führen, schätzt der Leiter des deutschen Center Automotive Research (CAR), Ferdinand Dudenhöffer. Die Neuwagenverkäufe könnten heuer wegen des nach den Sanktionen stark abgewerteten Rubel um mehr als die Hälfte zurückgehen. Bei großer chinesischer Wirtschaftshilfe könnten die Einbrüche auf etwa ein Drittel begrenzt werden. Ähnliche Rückgänge hatte es auf dem russischen Markt bereits in der Weltwirtschaftskrise 2008/09 und nach der Annexion der Krim gegeben.
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